Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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Litzmann 
Port Westen her drang das preußische XI. Armeekorps, von 
Norden das XVII. und XX. gegen das „Manchester des Ostens" vor, 
und 20 km östlich an Lodz vorbei, über Brzeziny, führte General 
v. Scheffer mit seinem XXV. Reservekorps, der 3. Garde-Infanterie¬ 
division und dem Kavalleriekorps Richthofen — 6. und 9- Kavallerie- 
division — einen kühnen Umgehungsmarsch aus, um die Einkreisung 
im Osten Und Süden von Lodz zu bewirken. 
Doch die rücksichtslose Willenskraft des russischen Generalissimus, 
Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch peitschte die Truppen, auch der 
schon geschlagenen Korps, zum zähesten widerstand auf und führte 
von Süden, aus der ldeeresfront Rußkis, wie aus östlicher und nord¬ 
östlicher Richtung, von jenseits der Weichsel, sehr starke neue Kräfte 
zum Entsatz heran. Das XI. Korps wurde am 19- November in seiner 
südlichen Flanke angefallen und mußte mit der rechten Flügeldivision 
rückwärts schwenken, statt sich zur Schließung des Ringes der Stadt 
pabianice südwestlich von Lodz zu bemächtigen. Das XX. Korps 
wurde am 2\. von Nordosten her in seinem Rücken empfindlich be¬ 
droht, und die Armeegruppe Scheffer verlor am gleichen Tage ihre 
rückwärtigen Verbindungen, da Brzeziny in des Feindes bsand fiel. 
Zugleich sah sie sich von Süden und Westen her angegriffen. 
Diese Armeegruppe war ihrer Aufgabe bisher in vorzüglicher 
weise nachgekommen. Sie hatte am s8. Nov. Brzeziny in Besitz ge¬ 
nommen, am l9- südöstlich von Lodz Übergänge über denMiazgabach 
erzwungen, am 20. in siegreichen Kämpfen das Städtchen Rzgüw 
südlich von Lodz überschritten. Aber das XI. Armeekorps hatte nicht 
vermocht ihr die Hand zu reichen; hier klaffte eine weite, vom Feinde 
beherrschte Lücke. Am 2\. stand die Armeegruppe wie ein Keil weit 
in die russischen Massen hineingetrieben, die sich bei Lodz zusammen¬ 
geballt hatten und von Süden und Westen her andauernd Zuzug 
erhielten. Sie hatte in täglich blutiger werdenden Gefechten schwere 
Opfer gebracht und nun unter den ungünstigsten Verhältnissen nach 
drei Seiten weiter zu kämpfen. Doch der Mut der Truppen war un¬ 
gebrochen, ihre Hoffnung auf den Sieg nicht aufgegeben. 
Auf der Nordfront des Keils rang die 3. Garde-Infanterie¬ 
division, von der 9- Kavalleriedivision des Grafen Eberhard Schmet- 
tow brüderlich unterstützt, gegen die übermächtigen Russen. Über 
s0 km breit hatte die Gefechtslinie ausgedehnt werden müssen. Aber 
der Angriffsgedanke blieb lebendig. Es ging vorwärts, wenn auch nur 
schrittweise und unter Verlusten, wußten wir doch weiter nördlich 
das preußische XX. Armeekorps uns gegenüber, wir rechneten 
darauf, daß es uns entgegen kommen würde. Dann sollten die 
zwischen ihm und uns stehenden feindlichen Massen schon über¬ 
wunden werden! ... 
*) Die Endung dw wird uff ausgesprochen.
	        
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