Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Limonegipfel 
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hinüber. Zu spät! Ungeachtet der Verluste durch das italienische 
Artilleriefeuer hält die Infanterie zähe den gewonnenen Boden 
fest, Feldwachen sichern den Rand der Hochebene, vor 7 Uhr früh 
ist der Infanteriekampf abgeflaut. 
Das feindliche Geschützfeuer aber hält ununterbrochen an, es 
steigert sich zwischen 8—\2 Uhr vormittags und am Abend zu außer¬ 
ordentlicher Stärke. Schwere Stunden müssen die Tapferen am 
M. Timone nochmals durchleben. Doch sie halten durch. Am Abend, 
schon bei einbrechender Dunkelheit, sind die lästigsten der feindlichen 
Batterien zum Schweigen gebracht. Alle Feldwachen melden über¬ 
einstimmend, daß sie — trotz aller körperlichen Erschöpfung — sich 
im Verein mit der kleinen Reserve im Sprengtrichter jedem Angriff 
gewachsen fühlen; aber des Gegners Infanterie wagt keinen Gegen¬ 
angriff. Umsomehr versucht es seine Artillerie, uns den Gewinn 
streitig zu machen. 
Noch die ganze Nacht hindurch steht der Timonekopf unter 
feindlichem Geschützfeuer. Es verhindert den Zufchub warmer Nah¬ 
rung; nur auf ihre kalten Vorräte beschränkt harren sie dort oben 
aus, die tapferen Bezwinger des Limone, nur notdürftig gedeckt 
gegen den Eisen- und Steinhagel durch das wenige technische Ma¬ 
terial, das vorgebracht werden kann. Erst der frühe Morgen des 
2\. September bringt den Braven die wohlverdiente Ablösung durch 
frische Abteilungen der 59 er. 
Unbestritten ist unser Erfolg. Die italienische Artillerie, deren 
Feuer noch den ganzen 2% September hindurch anhält, vermag 
daran nichts mehr zu ändern. 
Eine reiche Siegesbeute krönt die Tat. Bis zum Oktober sind 
H82 Italiener — darunter s0 Offiziere —, 8 Maschinengewehre, 
f Granatwerfer, 2 Minenwerfer, 2 Bohrmaschinen, l Flammen¬ 
werfer nebst zahlreichem sonstigem Rriegsgerät eingebracht; unter 
den Trümmern aber liegen wohl noch viele begraben. Das h Batail¬ 
lon des Regiments 2$ kann als vernichtet gelten. Mit verhältnis¬ 
mäßig geringem, eigenen Verlust ist der schöne Erfolg errungen. 
Genau zwei Monate hatten sich die Italiener des Besitzes der 
Limonesxitze erfreuen können. Der 23. September entreißt sie ihnen. 
Dies irae, dies illa I Der Lol di Lana ist gerächt! 
So sehr aber auch die schöne Ivaffentat als Beispiel eines wirk¬ 
lich heldischen Zusammenwirkens der Infanterie, der Sappeure und 
der Artillerie unvergänglich in unserer Kriegsgeschichte fortleben soll, 
so sei darüber doch des reinen Menschentums nicht vergessen, das sich 
trotz aller unerbittlichen Folgerichtigkeit des Krieges unwiderstehlich 
durchsetzt und dem Trauerspiel vom 23. September einen milden, 
versöhnlichen Abschluß verleiht. 
Unter den Trümmern des gesprengten Limonegipfels waren 
Hunderte von Italienern begraben worden, deren Bergung jedoch 
infolge des außerordentlich heftigen feindlichen Artilleriefcuers nicht
	        
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