Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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v. Mücke-Pinkerl 
zu meinem Kochkessel, füllte den Topf von neuem, kroch von Graben 
zu Graben und brachte meinen Kameraden, die dem verschmachten 
nahe waren, etwas zur Labung. Der Kommandant verzichtete. 
Nicht wegen des merkwürdigen Geschirrs. Ich glaube, das hat unser 
Kommandant noch nicht einmal gesehen. Nein, er dachte, einer von 
uns könnte es notwendiger gebrauchen. Schlecht sah er aus, die 
Wangen waren eingefallen, aber er blieb stark. Zeitweise wurde 
gar nicht geschossen, aber sobald sich einer von uns sehen ließ, 
donnerten die Büchsen wieder. 
Die Nacht kam heran. Die Wasserration, die ausgeteilt wurde, 
war schon auf s/10 Liter herabgesunken, wir waren alle matt; viele 
meiner Kameraden konnten überhaupt nicht mehr aufrechtstehen. 
Diese Nacht, dachten wir, würden die Araber uns angreifen, weil 
der Tag verhältnismäßig ruhig verlaufen war. Scharf hielten wir 
Ausguck. Die Augen konnten wir kaum noch offen halten. Eisern 
suchte jeder die Schwäche zu unterdrücken. Der Morgen graute, ohne 
wesentliche Ereignisse. Am Morgen stellten die Gegner das Schießen 
ganz ein. Mit einem weißen Lumpen an einer Stange kamen einige 
der Bande auf uns zu. Auf den kjöhen standen ganze Ljaufen von 
dieser Sorte, wir hatten Befehl, nicht zu schießen. Am liebsten 
hätten wir mit unseren Maschinengewehren in die Kaufen hinein¬ 
gehalten. Allein die eiserne Disziplin hielt uns zurück. Dieses Mal 
wollten die Gegner nur blanke Münze sehen. Aber auch jetzt ver¬ 
neinte der Kommandant, unverrichteter Sache zogen sich die Unter¬ 
händler zurück. Nun wollten sie angreifen. Für uns stand die Sache 
schlecht, was wollten wir ermatteten 30 Menschen, die noch auf 
dem Posten sein konnten, gegen einen zehnfach stärkeren Feind? 
Lange konnten wir uns nicht halten, denn wir waren beim letzten 
Rest Wasser angelangt. Aber wir wollten kämpfen bis zum letzten 
Blutstropfen. Der Kommandant hatte sich entschlossen durchzu¬ 
brechen. Das Feuer des Gegners nahm eine unbändige Stärke an. 
Die meisten meiner Kameraden lagen in ihren heißen Löchern, un¬ 
fähig ein Gewehr anzufassen. 
Da wirbelt plötzlich in der Ferne eine Staubwolke auf, das 
Schießen verstummt, wollten die Halunken angreifen oder kam 
Entsatz aus Dschidda? „Alles bleibt in Deckung und wartet mein 
Kommando ab," waren die Worte des Kommandanten. 
was war los? Neugierig steckten einige meiner Kameraden 
die Köpfe aus ihren Erdhöhlen. „Alles in Deckung bleiben, keiner 
kommt raus," wiederholte unser Kapitänleutnant. Der beste der 
schwarzen Gendarmen deutete uns durch Gesten an, daß die Angreifer 
nun abgezogen seien. Unbedingt wollten die schwarzen Kerle aus 
ihrem Loch. Selbstverständlich hielten wir die Kerle in Schach, indem 
wir ihnen unsere Armeerevolver vor die Nase hielten. Die Staub¬ 
wolke war näher gekommen und bald waren die Umrisse von einer 
Schar Reiter zu erkennen. Ihr voran wurde eine Fahne getragen.
	        
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