Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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v. Mücke-Pinkert 
Lin Arzt war zur Stelle, aber kein Verbandmaterial. Unsere Doktor¬ 
kiste ruhte am Grunde des Roten Meeres, willig hatte die Türkin 
ihre Wäsche hergegeben, um den verwundeten verbände anzulegen. 
Matrose Rademacher war inzwischen in aller Stille beerdigt worden, 
wer wußte, was uns allen noch bevorstand. Die Zeit war nicht an¬ 
gebracht, um das lchrn mit traurigen Gedanken zu plagen, denn wir 
mußten alle auf dem Posten sein, voll und ganz. 
voraus die Flagge am Bootshaken, setzte sich die Spitze in Be¬ 
wegung. In einer angemessenen Entfernung folgte die Karawane. 
Das schwarze Gesindel mußte wohl unser Manöver beobachtet haben, 
denn wieder flitzten ungezählte Kugeln in unsere Nachbarschaft. 
Leutnant Gyßling, der die Spitze befehligte, kommandierte: „chalt! 
Deckung nehmen!" Ls war unmöglich, ohne Verluste weiterzukom¬ 
men. wir legten uns flach in den Wüstensand und erwiderten das 
Schießen mit Schützenfeuer. Kapitänleutnant v. Mücke, der bei der 
Karawane war, stoppte auch. Das Feuer wurde immer toller. Für 
unsern Gegner boten wir ein gutes Ziel, weil die Araber die chöhen 
besetzt hielten. Dagegen konnten wir noch immer keinen von den 
Arabern entdecken, wir mußten acht geben, wo die Abschüsse her¬ 
kamen und dann die Stelle unter Feuer nehmen. Die arabischen 
Gendarmen benahmen sich wie Schweine, legten sich auf den Rücken 
und machten ein phantasieschießen, wir stauten die Kerle aber zu¬ 
recht, indem wir den Feiglingen eine ordentliche Tracht Prügel 
verabreichten. Anstatt auf die chügel zu zielen, schossen die Elenden 
in die Luft. Auf die Frage, warum sie immer in die Luft schössen, ant¬ 
worteten die Gendarmen: „Allah wird die Kugel zu den Feinden 
hinüberbringen." wir haben den schwarzen Kerlen dann aber Allah 
gegeben mit dem Gewehrkolben, bis sie schießen konnten, von den 
fjöijcrt wurde mit weißen Tüchern gewinkt; wir stellten das Feuer 
ein. was wollte die Bande? Sann Bei und seine Frau gingen als 
Dolmetscher hinüber, um mit den sauberen Brüdern dort drüben zu 
verhandeln, wir pirschten uns an die Kamele heran. Der Kom¬ 
mandant gab Befehl, die Kamele abzutakeln. „Los, Kerls, wir 
müssen die Zeit ausnützen, um uns einzugraben, wer weiß, was die 
Zukunft uns bringt." 
wir arbeiteten wie die Teufel. Schnell hatten wir aus den 
Kamelsätteln, Kaffeesäcken und Reisballen eine Wagenburg gebaut, 
von außen wurde Sand gegen diese Barrikade geworfen. Schanz¬ 
zeug hatten wir nicht; als der Boden hart wurde, mußten Seiten¬ 
gewehre und Eßgeschirre den Spaten ersetzen. Not bricht Eisen. 
Die Kamele nahmen wir in diesen befestigten Kreis, um einen guten 
Rückenschutz zu haben. So gut wie möglich banden wir den Tieren 
die Vorderfüße fest, so daß ein Ausreißen nicht möglich war. Dann 
wurden unsere Wasservorräte, die schon merklich nachgelassen hatten, 
in die Erde eingegraben. Ich mußte mir eine andere chose suchen, 
denn während der Kriecherei hatte ich mir vollständig den kfosen-
	        
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