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v. Mücke-Pinkert
Lin Arzt war zur Stelle, aber kein Verbandmaterial. Unsere Doktor¬
kiste ruhte am Grunde des Roten Meeres, willig hatte die Türkin
ihre Wäsche hergegeben, um den verwundeten verbände anzulegen.
Matrose Rademacher war inzwischen in aller Stille beerdigt worden,
wer wußte, was uns allen noch bevorstand. Die Zeit war nicht an¬
gebracht, um das lchrn mit traurigen Gedanken zu plagen, denn wir
mußten alle auf dem Posten sein, voll und ganz.
voraus die Flagge am Bootshaken, setzte sich die Spitze in Be¬
wegung. In einer angemessenen Entfernung folgte die Karawane.
Das schwarze Gesindel mußte wohl unser Manöver beobachtet haben,
denn wieder flitzten ungezählte Kugeln in unsere Nachbarschaft.
Leutnant Gyßling, der die Spitze befehligte, kommandierte: „chalt!
Deckung nehmen!" Ls war unmöglich, ohne Verluste weiterzukom¬
men. wir legten uns flach in den Wüstensand und erwiderten das
Schießen mit Schützenfeuer. Kapitänleutnant v. Mücke, der bei der
Karawane war, stoppte auch. Das Feuer wurde immer toller. Für
unsern Gegner boten wir ein gutes Ziel, weil die Araber die chöhen
besetzt hielten. Dagegen konnten wir noch immer keinen von den
Arabern entdecken, wir mußten acht geben, wo die Abschüsse her¬
kamen und dann die Stelle unter Feuer nehmen. Die arabischen
Gendarmen benahmen sich wie Schweine, legten sich auf den Rücken
und machten ein phantasieschießen, wir stauten die Kerle aber zu¬
recht, indem wir den Feiglingen eine ordentliche Tracht Prügel
verabreichten. Anstatt auf die chügel zu zielen, schossen die Elenden
in die Luft. Auf die Frage, warum sie immer in die Luft schössen, ant¬
worteten die Gendarmen: „Allah wird die Kugel zu den Feinden
hinüberbringen." wir haben den schwarzen Kerlen dann aber Allah
gegeben mit dem Gewehrkolben, bis sie schießen konnten, von den
fjöijcrt wurde mit weißen Tüchern gewinkt; wir stellten das Feuer
ein. was wollte die Bande? Sann Bei und seine Frau gingen als
Dolmetscher hinüber, um mit den sauberen Brüdern dort drüben zu
verhandeln, wir pirschten uns an die Kamele heran. Der Kom¬
mandant gab Befehl, die Kamele abzutakeln. „Los, Kerls, wir
müssen die Zeit ausnützen, um uns einzugraben, wer weiß, was die
Zukunft uns bringt."
wir arbeiteten wie die Teufel. Schnell hatten wir aus den
Kamelsätteln, Kaffeesäcken und Reisballen eine Wagenburg gebaut,
von außen wurde Sand gegen diese Barrikade geworfen. Schanz¬
zeug hatten wir nicht; als der Boden hart wurde, mußten Seiten¬
gewehre und Eßgeschirre den Spaten ersetzen. Not bricht Eisen.
Die Kamele nahmen wir in diesen befestigten Kreis, um einen guten
Rückenschutz zu haben. So gut wie möglich banden wir den Tieren
die Vorderfüße fest, so daß ein Ausreißen nicht möglich war. Dann
wurden unsere Wasservorräte, die schon merklich nachgelassen hatten,
in die Erde eingegraben. Ich mußte mir eine andere chose suchen,
denn während der Kriecherei hatte ich mir vollständig den kfosen-