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Brosch von Fohraheim
steht, gehen die im Seitenmarsch gegen Iaroslawice begriffenen
Ulanen-Regimenter, insbesonders die 1er Ulanen, in schärfere Gang¬
art über; die Regimentsverbände lockern sich zwar, aber die Schwa¬
dronen bleiben in sich geschlossen, bis die engen Ortsgassen von
Iaroslawice und ein hohlwegartiger nasser Graben eine vorüber¬
gehende Auflösung bedingen. Doch jenseits des Dorfes bekommen
die tatkräftig eingreifenden Rommandanten aller Grade die Ab¬
teilungen rasch wieder in die Hand und führen sie im Schritt und
Trab in die gute Deckung bietende Mulde östlich Wolczkowce.
Die grünen Dragoner galloxieren und traben nach. Wir,
weißen Dragoner H, führen im Trab eine Schwenkung durch und
nehmen gleichfalls Richtung auf und durch Iaroslawice. Fuhr¬
werke flüchtender Landesbewohner, eingestürzte, elende polnische
Brücken und der fatale tiefe und große Wassergraben machen das
passieren des bereits an vielen Stellen in Flammen aufgehenden
Dorfes nicht leicht. Wir reiten ruhig weiter. Auch die reitende Ar¬
tillerie ist gefolgt, deren eine Batterie noch rasch einige Schüsse
gegen ein auf der Berimowka-Höhe auftauchendes Reiter-Regi¬
ment hatte abgeben können. Die Russen senden uns noch so manches
Schraxpnell nach: sie treffen aber nichts, was bei unseren Dra¬
gonern — die der unverwüstliche wiener Humor auch jetzt nicht
verlassen hat — Witz über Witz auslöst. Die Verluste, welche die
4s Kavallerie-Division gelegentlich des eben überstandenen Zwischen¬
falls erlitten, waren ganz geringfügig.
Generalmajor von Zaremba war gar nicht mehr dazu ge¬
kommen, die gedachte Verschiebung planmäßig durchzuführen: er
hatte sich damit begnügen müssen, den in Betracht kommenden
„Sammelort" anzugeben.
Der Feind hatte — das muß man ihm lassen — seine Sache
gut gemacht: er hatte seine Anwesenheit geschickt zu verschleiern
gewußt und durch einen wohlgelungenen Feuerüberfall die über¬
raschte, sonst bewährte Landwehr-Infanterie außer Gefecht gesetzt
sowie unsere Ravallerie-Division in die Nachhand gebracht.
Nun, für die Ravallerie-Division selbst hatten die bisherigen,
allerdings recht unliebsamen Ereignisse keine besondere Tragweite:
die Reiterei ist das flinke Auseinandergehen und rasche Sammeln
in geschlossene Ordnung gewöhnt, wir standen denn auch alsbald
wieder schlagfertig als achtunggebietende Streitmacht da. Unsere
reitende Artillerie-Division (8 Geschütze) war unterdessen, auf Be¬
fehl, vor uns, auf einer kleinen Ruppe südöstlich wolozkowoe auf-
h Das k. u. k. Dragoner-Regiment Nr. ,5 — im Jahre ;89( errichtet — (erster
Inhaber war einer der Helden von Lustozza, der Militär-Maria-Theresien-Grdens-
ritter General der Kavallerie Anton Frhr. von Bechtolsheim) ergänzte sich aus Nieder¬
österreich; sehr viele wiener dienten in seinen Reihen. Seit \<)\2 lag das Regiment
in Holkiew. Ls hatte auf lichtblauem Waffenrock — als einziges Reiterregiment —
weiße Kragen und Aermelaufschläge; daher die Bezeichnung „Weiße Dragoner".