Einiges vom wiener Landsturm
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Ich pfiff nun auch die zurückgebliebnen vier Mann heran und
hieß sie, sich vor die geöffnete Türe legmi.
Als die Türe offen war, vermuteten wir, einen Stollengang
vor uns zu haben. Ich trat mit den zwei'alten Landstürmlern ein,
aber der erste Schritt, den wir taten, belehrte uns, daß wir stufen-
abwärtsgingen. Ich steckte mein Bajonett, auf und gebot durch eine
stumme Lsandbewegung meinen zwei Begleitern dasselbe zu tun; die
Gewehre waren geladen und gesichert?.
wir stiegen 10 Stufen hinab und hörten nun Stimmengemurmel.
Sehen konnten wir gar nichts, Taschenlampen hatten wir keine
mit, es wäre auch zu gewagt gewesen, Licht zu machen, wir mußten
uns demnach auf unser Tastgefühl verlassen. Als wir das Ende
der Stufen erreichten, verwehrte uns eine zweite Tür das weitere
Vordringen, das Stimmengemurmel abgr< wurde deutlicher hörbar.
Jetzt hieß es rasch handeln und den Feind überrumpeln, bevor
er uns bemerkte.
Tin Stoß^mit dem Kolben meines Gewehres gegen die Tür
und es herrschte plötzlich lautlose Stille; ein zweiter kräftigerer
Stoß, die Türe fliegt auf und ich stehe an der Schwelle eines mit
Zigarettenrauch erfüllten Erdzimmers, vor mir, den Revolver in
der Lsand, ein russischer Offizier und etwa \2 russische Soldaten,
Ick trete mit schußbereitem Gewehr ein, meine beiden Begleiter
mir nach. Als die russischen Herrschaften sahen, daß ich nicht allein
sei, und die Gewehre meiner beiden Getreuen im Anschlage auf
sie gerichtet waren, ließen die Russen ihre Waffen im Stich und
hoben die Hände hoch. Damit war der Erfolg meines Unter¬
nehmens gesichert.
Einem meiner Begleiter befahl ich, den russischen Offizier selbst
>im Auge behaltend, zu den russischen Mannschaften, den zweiten
Mann lasse ich weitere zwei Mann von meiner Patrouille holen
und bei der Türe postieren und ich schreite nun mit gefälltem, schu߬
bereitem Gewehr auf den russischen Offizier zu und fordere ihn auf,
mir seine Waffen auszuliefern. Er übergab mir den in seiner Lsand
befindlichen Revolver; ich traute aber diesem Offizier und seinen
heimtückischen Augen nicht, und setzte ihm mein Bajonett an die
Brust und fragte ihn in deutscher Sprache, ob er nicht noch weitere
Waffen bei sich trage; er verneinte dies allerdings, ich ließ ihn aber
trotzdem von einem meiner Begleiter untersuchen und fand einen
zweiten Revolver. Sein Gesicht verzerrte sich in verhaltener Wut;
er sprach kein Wort, nur seine drohenden Augen sprachen eine
deutliche Sprache. Ich blieb bei dem russischen Offizier stehen,
ordnete die völlige Zerstörung der Telephonapparate, Ausschal¬
tung aller vorhandenen Verbindungen und schließlich Zerschneiden
aller Leitungsdrähte an. Dann ging ich daran, meinen unerwarteten
Fang in Sicherheit zu bringen.
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