Volltext: Österreich (3; 1923)

Einiges vom wiener Landsturm 
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Unser Vorhaben bestand eigentlich bloß darin, auszukund¬ 
schaften, auf welche Weise die zwei russischen Beobachter auf den 
Baum gelangten. Wahrlich, ein lächerliches Unternehmen! Aber 
das Rriegsglück war uns hold und unser freiwilliger Patrouillen¬ 
gang sollte sich zu einem sehr ernsten, gewagten und erfolgreichen 
Unternehmen ausgestalten. 
Immer in der Richtung auf den Beobachtungsbaum auf dem 
Bauche langsam vorkriechend, wird mir durch „Weitersagen" ge¬ 
meldet, daß „Nr. 3 rechts" auf einen Draht gestoßen sei. Ich 
schleiche mich zu „Nr. 3 rechts" und fühle einen isolierten Leitungs¬ 
draht im Grase gespannt liegend. Diese Wahrnehmung macht mich 
stutzig und sofort schießt mir der Gedanke durch meinen Ropf, ob 
dieser Draht nicht etwa mit dem Beobachtungsbaume in Verbin¬ 
dung stehen könnte. Ich gab „Nr. 3 rechts" Befehl, liegen zu 
bleiben, bis er weitere Weisungen erhalten werde und begab mich 
wieder in die Mitte der Patrouille und bespreche mich mit meinen 
zwei alten Landstürmlern, die mit „Nr. \ rechts" und „Nr. \ links" 
bezeichnet waren, vorerst sicherte ich aber meine Patrouille, in¬ 
dem ich auf {0 Sdivitte „Nr. 2 links" und „Nr. 2 rechts" vor¬ 
schleichen ließ, so gewissermaßen Horchposten bildend. 
Wir waren einig, feststellen zu müssen, von wo dieser Leitungs¬ 
draht ausgehe und wohin er führe. 
„Nr. 3 links" erhielt nun durch Weitersagen den Befehl, etwa 
\0 m entlang dem Leitungsdraht zu kriechen und auszukundschaften, 
in welcher Richtung der Leitungsdraht seinen Lauf nehme. „Nr. 3 
rechts" erhielt gleichen Befehl, aber auf längere Entfernung, weil 
ich nicht wahrnehmen konnte, wie tief sich der schüttere Wald, indem 
wir uns befanden, erstrecke. „Nr. 3 links" kam schon nach kurzer 
Zeit zurück mit der Meldung, daß der aufgefundene Leitungsdtmht 
in der Richtung des Beobachtungsbaumes laufe. 
„Nr. 3 rechts" blieb längere Zeit aus und brachte mir die 
Meldung, daß er in sumpfiges Terrain gekommen sei, dasselbe 
umschlichen habe, um sodann die durch den Sumpf verlassene Spur 
des Leitungsdrahtes wieder aufzunehmen. Schließlich stellte er fest, 
daß der Leitungsdraht bis nahe an das entgegengesetzte Ende des 
Waldes reiche, wo er an einem niederen Holzpflock int Erd¬ 
boden ende. 
Ich wußte nun, woran ich war, wußte aber auch, daß sich 
nicht weit von unserem augenblicklichen Standplatz die russischen 
Artilleriestellungen befanden, deshalb hieß es vorsichtig sein und 
kaltes Blut zu bewahren. Ich und meine Begleiter hatten keine 
Lust, von den Russen abgefangen zu werden. 
Durch die mir gewordenen Meldungen war ich in meiner An¬ 
nahme bestärkt worden, daß ich auf eine feindliche Telephonstation 
gestoßen sei, was meinem eigentlichen Unternehmen eine ganz andere 
Bedeutung gab. Ich faßte den Entschluß, mich um den Beobach- 
Kerchnawe, Im Felde unbesiegt. IN. t3 
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