Volltext: Österreich (3; 1923)

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Frh. v. Vogelfang 
erstenmal im Feuer stehenden jungen Steirer trotz der Ungunst der 
örtlichen Verhältnisse vollkommene Ruhe bewahrten und wie die 
Stimmung der Mannschaft durch das schlechte Schießen der Russen, 
nicht minder durch launige Bemerkungen der Dienstgrade und älteren 
Leute sehr günstig und zuversichtlich beeinflußt wurde. 
Gleich nach Beginn des Feuergefechtes befahl ich den Leutnant 
i. d. R. Weinhardt mit einem Zug zur Deckung der eigenen linken 
Flanke in den die Waldblöße links einschließenden Waldstreifen. 
Nachdem auch der rechte Flügelzug zum umfassenden Angriff auf 
den feindlichen linken Flügel angesetzt worden war und die Wirkung 
des flankierenden Feuers dieses Zuges sich fühlbar machte, ent¬ 
schloß ich mich, den Sturmangriff zu wagen. 
Mit kräftigem „Lsurra!" ging die Kompagnie, fortgesetzt auf 
russisch „bsände hoch!" rufend, durch die Schneemassen stampfend 
zum Sturm vor. 
Das Wagnis gelang; wie auf Kommando erhob sich die gegen¬ 
überliegende feindliche Schwarmlinie, die Vände hochhaltend. 
während des Sturmangriffes nahm das Feuer im Walde in 
der eigenen linken Flanke bedrohlich zu; da warf sich der brave, 
allen voranstürmende 50 jährige Kriegsfreiwillige Feldwebel bjaas 
geistesgegenwärtig und aus eigenen Entschluß gegen den gefähr¬ 
lichen Waldteil und brachte dadurch den darin befindlichen Gegner 
zwischen zwei Feuer. Groß war das Erstaunen der Stürmenden, 
als aus dem erwähnten Walde immer mehr und mehr Russen mit 
aufgehobenen Lsänden heraustraten, es mochten schließlich gegen 
einhundertfünfzig Mann gewesen sein. 
Alsbald waren alle Gefangenen umringt, die Russen schienen mit 
ihrem Geschick zufrieden zu sein, um so mehr, als unsere gutherzigen 
Steirer in einer Anwandlung von Siegergroßmut den bisherigen 
Feind mit Zigaretten und Brot beschenkten, wogegen sie die Mützen¬ 
kokarden als Siegeszeichen, sowie die so beliebten russischen kupfernen 
Teekessel eintauschten. 
Noch aber war die Höhe nicht vollkommen in unseren fänden; 
es mußte alle Energie aufgeboten werden, um den Handel zu be¬ 
enden, den nur einige Meter höher liegenden Kamm der Höhe in 
Besitz zu nehmen und gleichzeitig den Abtransport der Gefangenen 
zu regeln. 
Kaum war die Kompagnie auf der Höhenlinie angelangt, als 
man zu aller Überraschung die eigentliche russische Hauptstellung 
keine 200 Schritte vor sich sah. Es war dies die vom eigenen 
Nachbartruppenkörper geräumte Hauptkampflinie, aus welcher nun¬ 
mehr die Russen ein mörderisches Feuer auf meine Kompagnie er¬ 
öffneten. Nach kurzer, kräftiger Feuererwiderung warfen sich die 
braven 47er, siegestrunken von dem früheren Erfolg, begeistert durch 
anfeuernde Zurufe der Offiziere und Dienstgrade, abermals todes¬ 
mutig auf den Feind.
	        
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