Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

Von Feuerbach zu Darwin. 
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Mensch sein eigenes Wesen. Alle Götter sind menschliche Ge— 
stalten, sind Schöpfungen des menschlichen Gehirnes; wie der 
Mensch, so sein Gott. In der Unsterblichkeitslehre erblüht der 
menschliche Egoismus, der Selhsterhaltungstrieb des sterblichen 
Individuums.“ Deubler hatte also durch Feuerbach Einsicht er— 
halten in die Schöpfungsgeschichte der Religionssysteme. Das 
Höchste, was er sich in seiner Jugend in glückseliger Schwärmerei 
geträumt und als Sendung vom Himmel angestaunt: dieses 
Höchste, die Religion, stand plötzlich als etwas Menschliches, 
als etwas Natürlich-Gewordenes vör ihm. 
Das war eine recht gute Schule für den ungeschlachten 
Denker in der Lodenjoppe. 
Erschien ihm nun das Göttliche als Menschliches, so wollte 
er auch erfahren, wie das Menschliche geworden. Da kam ihm 
denn der in Deutschland und Oesterreich sich unaufhaltsam bahn— 
brechende Darwinismus zu Hilfe. Deubler wendete sich, 
immer noch Feuerbach zu Rathe ziehend, der Darwinistischen 
Litteratur zu. Er wird mit Haeckel innig befreundet, vertieft 
sich abermals in Moleschott, Vogt und Büchner, tritt in 
Korrespondenz mit Hellwald, mit Dodel-Port u. A., schließt 
sich immer enger an J. C. Fischer, befreundet sich mit dem 
Darwinistischen Philosophen Carneri, mit dem Dresdener Frei— 
denker Julius Duboe, dem Verfasser des „Leben ohne Gott“, 
ferner mit August Specht, dem wackern Freund der natürlichen 
Entwicklungslehre und freidenkerischen Schriftsteller. Er wird 
— 
sophie Feuerbach's hinaus und sucht Ersatz: an Stelle der Ver— 
neinung will er naturwissenschaftliche Bejahung, an Stelle der 
zersetzenden Kritik will er zusammenfügende Erbauung gesetzt sehen. 
Naturwissenschaftliche Lektüre wurde nun seine geistige Leib— 
speise. Hier, auf dem Felde naturwissenschaftlicher Forschung, fand 
er die Fortsetzung des Pfades der Feuerbach'schen Philosophie. 
Da trat er ins reiche Land der unumstößlichen Thatsachen, welche 
die Hand zu greifen, das Auge zu sehen, das Ohr zu hören 
vermag. Hier erblühten ihm die lebendigen Gestalten, an deren
	        
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