Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Graf Szécsen an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 115 P a r i s , den 22. Juli 1914 
Geheim 
Bezug auf Erlaß vom 20.1. M., Nr. 34281. 
Ich bitte um Antwort durch den Telegraphen, ob ich bei Über¬ 
gabe der Kopie des obbezeichneten Erlasses eventuell vertrauliche 
Behandlung des Textes verlangen soll oder nicht. 
Einige der von uns an Serbien gestellten sehr scharfen For¬ 
derungen dürften in der hiesigen Presse recht abfällig beurteilt 
werden, und wäre es vielleicht erwünscht, daß die hiesigen Zei¬ 
tungen amtlichen Text nicht sofort besitzen. 
Falls die Veröffentlichung in Wien beabsichtigt, wäre Ver¬ 
langen nach vertraulicher Behandlung natürlich zwecklos. 
Hiesige Zeitungen bringen bereits Informationen über den 
Inhalt zu überreichender Note. 
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Vorsprache des französischen Botschafters 
im k. u. k. Ministerium des Äußern 
Tagesbericht Nr. 3487 Wien, den 22. Juli 1914 
Der französische Botschafter hat heute hier vorgesprochen und 
sich angelegentlichst nach dem gegenwärtigen Stande unseres Ver¬ 
hältnisses zu Serbien erkundigt. Er hat hiebei auch alle Eventuali¬ 
täten, die sich aus einem energischen Schritt unsererseits beim 
Belgrader Kabinett ergeben könnten, besprochen und die Gefahren 
eines Krieges Österreich-Ungarns mit Serbien, besonders mit Rück¬ 
sicht darauf, daß er den Charakter eines Rassenkrieges des ser¬ 
bischen Volkes gegen die Monarchie annehmen könnte, in den 
drastischesten Farben ausgemalt. 
Trotzdem schloß Herr Dumaine seine Ausführungen damit, 
daß er auf ein kürzliches Gespräch mit seinem russischen Kollegen 
hinwies, wobei die in Rede stehende Frage erörtert worden sei und 
er die Uberzeugung gewonnen habe, daß Rußland nicht gesonnen 
sei, für Serbien anläßlich der bevorstehenden Auseinandersetzung 
mit Österreich-Ungarn stark einzutreten und ihm mlehr wie eine 
moralische Unterstützung zu gewähren. Im Falle eines Waffen¬ 
ganges zwischen uns und Serbien würde Rußland — nach Ansicht 
des Herrn französischen Botschafters — nicht aktiv eingreifen, 
sondern vielmehr anstreben, daß der Krieg lokalisiert bleibe. 
1 Siehe Nr. 30.
	        
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