Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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des Telegramms vom 15. 1. M., Nr. 82o1, zugesagte rechtzeitige 
Verständigung, damit ich meinen Besuch bei Marquis San Giuliano 
in Fiuggi telegraphisch vereinbaren kann, nicht erfolgt ist, sondern 
mir Auftrag erst heute, wo Demarche bereits auszuführen ist, 
zukam ; 
2. daß von einem Courtoisieakte gegenüber Italien nicht mehr 
die Rede sein kann, da entgegen der einschlägigen Verabredung 
und entgegen den dem deutschen Botschafter laut des Tagesberich¬ 
tes vom 20. 1. M.2 gemachten Eröffnungen die Mitteilung über unsere 
Demarche in Bielgrad hier nicht einen Tag vor dersel- 
b e n , sondern erst heute nachmittags, also gleichzeitig mit der¬ 
selben angeordnet wurde. 
Hiezu kommt unglücklicherweise, daß sich mein schon seit 
einiger Zeit leidender Gesundheitszustand gestern so verschlechtert 
hat, daß ich bettlägerig bin. 
Ich muß infolgedessen die Demarche dem Gesandten Grafen 
Ambrozy überlassen, welcher sich nach erfolgter telephonischer 
Verständigung mit Marquis San Giuliano heute nachmittags per 
Automobil nach Fiuggi begeben und dem Minister die anbefohlene 
Mitteilung machen wird. 
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Graf Berchtold an Grafen Szécsen in Paris 
Telegrarrfm Nr. 152 Wien, den 23. Juli 1914 
T e 1 e g r a m m in Ziffern — G e h € i m 
Euer Exzellenz Telegramm Nr. 114 und 115 vom 22.1. M.3. 
Eine vertrauliche Behandlung des Textes der Zirkularnote 
wollen Euer Exzellenz nicht verlangen, daß wir den betreffenden 
Text am 24. selbst den Blättern mitteilen. 
Was die Koinzidenz unserer Demarche in Belgrad mit der 
Abreise Poincarés von Petersburg anbelangt, so ist zu bemerken, 
daß wir die Demarche immer für den Moment) ins Auge gefaßt 
haben, wo — was inzwischen geschehen ist — die Voruntersuchung 
in Sarajevo abgeschlossen sein würde. 
Es wäre übrigens noch viel weniger liebenswürdig gewesen, 
wenn wir durch ein früheres Vorgehen die Festesfreude in Peters¬ 
burg gestört hätten, während es andererseits auch uns keineswegs 
hätte passen können, unseren Schritt in Belgrad zu machen, während 
Kaiser Nicolaus und die russischen Staatsmänner den Einflüssen 
der zwei Hetzer Poincaré und Iswolsky ausgesetzt waren. 
1 Siehe Nr. 22. 
2 Siehe Nr. 35. 
3 Siehe Nr. 51 und 52.
	        
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