Volltext: Das Zisterzienserstift Wilhering in Oberösterreich [4]

unter dem Musikchor aufgestellt sind. Das rechte Grabmal trägt die Um¬ 
schrift: Hie . lägt. vö Schownberch . daz geschlecht. de gib. vrstend:. 
Christ. mit reht. f das, si . ze . deiner . zeswen . hend . sich . ewich- 
leiche . vrewen . an end . f . Das Grabmal stammt aus dem 14. Jahr¬ 
hundert. Das linke Grabmal trägt die Amschrift: Hie leit begraben der 
edel und wol geboren herr graf vlreich der jung von schownberg, der 
gestorben ist an mantag nachts vor Qeorij. da man zalt von Xsti’ge- 
burdMCCCXCVIII.®ctö Grabmal ist im 15. Jahrhundert entstanden. Beide 
Denkmäler gehören zu den interefsantestenWerken deutscherPlastikihrerZeit 
Diese beiden Denkmäler mittelalterlicher Kunst bilden in ihrer ernsten 
Feierlichkeit einen ganz eigentümlichen Kontrast zu dem sie umgebenden 
Kirchenraum, der wie kaum ein zweiter kirchlicherInnenraum auf deutschem 
Boden auf jubelnde überschwengliche Heiterkeit gestimmt ist. Wer die 
Turmhalle durch das formenstrenge, düster wirkende romanische Portal 
betritt und dann plötzlich durch das prachtvolle Rokokogitter hindurch 
diese in Gold und Farben schwelgende, in Bewegung übersprudelnde 
Raumschöpfung erblickt, fühlt sich wie im Theater in eine Zauberwelt 
versetzt. Nicht oft tritt uns das innerste Wesen der kirchlichen Kunst des 
18. Jahrhunderts so fühlbar nahe wie in Wilhering. Wie der Dichter 
im Theater, so will auch die katholische Kirchenkunst des 18.Jahrhunderts 
den Gläubigen aus dem Alltag reißen, ihm eine Welt, eine Amgebung 
vortäuschen, die sein Gemüt und seine Seele den Eindrücken der kirchlichen 
Mysterien zugänglicher macht. Es ist Stimmungskunst in edelster Be¬ 
deutung des Wortes. Die Stiftskirche in Wilhering ist dem freuden¬ 
reichsten kirchlichen Mysterium geweiht: der Himmelfahrt der Gottes¬ 
mutter. Dieses liebliche Wunder hat der Bauherr dem geistigen Pro¬ 
gramm der Dekorationen der Stiftskirche zu Grunde gelegt. 
Das Hochaltarbild stellt die Aufnahme Mariä in den Himmel dar; 
über demselben befindet sich die in Stuck ausgeführte plastische Darstellung 
der heiligsten Dreieinigkeit im Begriffe, die von Engeln gehaltene Krone 
Marien aufs Haupt zu sehen. Sämtliche Fresken des Kirchengewölbes 
stehen mit dem Bilde im Zusammenhange. Ein al fresco gemalter musi¬ 
zierender Engelchor empfängt zunächst Maria mit Zubel, die übrigen 
Fresken bringen den größten Lobhymnns auf Maria, die lauretanische 
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