Die Theorie der Lösungen.
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dünnung zutrifft. Wir können dann fragen, wie gross die relative
Erniedrigung ist, falls n Moleküle gelöst sind in N Molekülen des
Lösungsmittels (deren letztere Grösse immer aus demjenigen des ge
sättigten Dampfes entlehnt) und erhalten, indem die fragliche Lösung
auf 100 Lösungsmittel 100 - — a gelöste Substanz enthält:
A __ 100 nm 0,01 M _ n
T ~ “NM * m ~ IT’
wonach die relative Tensionsabnahme einfach dem Quotienten der
betreffenden Molekülzahlen gleich ist. Hiebei ist wiederum zu be
rücksichtigen , dass das eingeführte Molekulargewicht des Lösungs
mittels M sich auf dasjenige bezieht, welches der Dichte des gesättigten
Dampfes entspricht.
Hat der Dampf des Lösungsmittels eine abnormale Dichte, so
ist auch das daraus sich ergebende Molekulargewicht für M einzu
setzen, wie es z. B. Raoult und Recoura 1 ) für die Essigsäure
fanden. In der Beziehung
— m = 0,01 M
ap
wurde unter Anwendung dieses Lösungsmittels der Faktor 0,01 zu
0,016 gefunden bei Annahme des der Formel C 2 H 4 0 2 für Essigsäure
entsprechenden Molekulargewichts 60. Der Faktor bleibt jedoch un-
geändert, bei Berücksichtigung, dass die Dichte des gesättigten Essig
säuredampfes bei der in Rede stehenden Temperatur dem abnormen
Molekulargewicht 97 entspricht, Essigsäure also als Dampf zum Teil
doppeltmolekular ist.
Es sei schliesslich in Bezug auf die Ausführung der Tensions
bestimmung und die dabei erreichbare Genauigkeit etwas mitgeteilt.
Im Vergleich mit der Methode, welche sich direkt der osmotischen
Messung zuwendet, steht die Bestimmung der Tensionserniedrigung
weit zurück. Die l°/oige Zuckerlösung, welche bei 0° etwa 2 /3 Atm.
osmotischen Druck veranlasst, weist bei 100° nur eine Tensionsernied
rigung von 0,4 mm auf. Dagegen steht aber bis jetzt der osmotischen
Druckmessung die praktische Ausführung im Wege und so ist die
Messung der Tensionsabnahme in letzter Zeit von mehreren Seiten
9 Zeitschr. f. physik. Cliem. 5, 423. Berl. Ber. 29, Ref. 941.