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einen selbständigen Staat eine Demütigung bedeutete. Doch die Monarchie war
moralisch im Siechte, wenn sie einerseits eine Sühne für den Thronfolgermord
forderte und andererseits der großserbischen Wühlarbeit ein Ende bereiten
wollte.
Aber auch für den Fall der Nichtannahme des Ultimatums dachte die
Monarchie nicht an die Vernichtung Serbiens oder an Gebietserweiterungen,
fondern suchte sich lediglich durch eine Strafexpedition Ruhe und Sicherheit für
die Zukunft zu verschaffen.
■ Allein konnte sich Serbien mit der Großmacht Osterreich-Ungarn in keinen
Krieg einlassen. Die Entscheidung über Annahme oder Nichtannahme des Ulti-
matnms hing daher vom Beschützer Rußland ab. Dieses aber sah in dem zwischen
Serbien und der Monarchie schwebenden Streitfall einen günstigen Zeitpunkt zur
Verwirklichung seiner Bestrebungen und sagte Serbien Waffenhilfe zu. Da das
Ultimatum nicht angenommen wurde, mußte die ö.-u. Monarchie am 28. Juli an
Serbien den Krieg erklären. Der nächste Schritt Rußlands war die Mobilisierung
seiner ganzen Streitmacht, die sich gegen Osterreich-Ungarn und Deutschland
richtete. Die Verträge und Bündnisse, die Rußland, Frankreich und England
untereinander geschlossen hatten, traten in Kraft und riefen bereits die Haupt-
gegner Österreich-Ungarns und Deutschlands im großen 4 jährigen Kriege auf
den Plan. Deutschland mußte sich an die Seite der Monarchie stellen, wollte
es nicht schließlich isoliert einer unbezwingbaren Übermacht gegenüberstehen.
So ergibt sich der Krieg als die Folge einer langjährigen von Rußland,
Frankreich und England gegen Deutschland und Osterreich-Ungarn gerichteten
Politik.
Da mit der Bündnistreue des Dritten im Dreibunde, mit Italien, schon
zu Anfang nicht zu rechnen war, standen Deutschland uud Osterreich-Ungarn in
kürzester Zeit allein und sich selbst überlassen einer großen Übermacht gegenüber.
Mobilisierung und Transport in den Aufmarschraum.
Das 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger lag im Jahre 1914 vor Beginn
des Krieges in Südtirol in Garnison und zwar mit dem Regimentsstab, dem
ganzen 2. Feldbataillon und der 9., 10. und 12. Feldkompagnie des 3. Feld¬
bataillons in R ob eretc, mit der 11. Feldkompagnie in A l a, mit dem
I. Feldbataillon und dem Ersatzbataillonskader in Tri ent.
Am 25. Juli 1914 wurde die teilweise Mobilisierung gegen Serbien
angeordnet, von der jedoch die Truppen des XIV. Korps nicht betroffen waren.
In Vorahnung weiterer sich ergebender kriegerischer Verwicklungen hatte
die Spannung der Gemüter bereits einen hohen Grad erreicht, als am 28. Juli
die Nachricht von der Kriegserkläruug der Monarchie gegen Serbien und am 31.
von der allgemeinen Mobilisierung eintraf.
Als erster Mobilisierungstag war der 4. August festgesetzt. Die Vorsorgen
für eine Alarmierung der Truppen des XIV. Korps (Korpsalarm) traten jedoch
sofort in Kraft.
Mit der Ausrüstung der Friedensstände wurde sogleich begonnen, die
II. Feldkompagnie aus A l a nach Rovereto herangezogen.
Die für die ersten Mobilisierungstage vorgesehenen und vom Regimente
beigestellten Eisenbahnsicherungsabteilungen waren abgegangen. Sie rückten erst
am 4. Mobilmachungstage wieder ein.
Mit 5. August standen bereits alle Teile des Regimentes in ihren Stationen
mit den Friedensständen marschbereit.