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Die Herbstoffensive gegen Italien
Barken auf den Lagunen eingerichtete Nachschubdienst von Nutzen.
Daß die ununterbrochen vorrückende Gruppe Krauss und die dem
weichenden Feinde im Hochgebirge nachfolgende 10. Armee am meisten
von den Nachschubschwierigkeiten betroffen waren, bedarf keiner be¬
sonderen Erörterung.
Abwehrmaßnahmen der Italiener
Beim Feinde wurde in diesen Tagen eine bedeutungsvolle Ent¬
scheidung getroffen. Am 8. November abends enthob der König von
Italien Cadorna seines Amtes und entsprach hiemit auch einer For¬
derung, die der neue Ministerpräsident Orlando bereits am 28. Oktober
und die Generalstabschefs der Westmächte auf der Konferenz zu Ra¬
pallo erhobein hatten., Als Nachfolger Cadornas wurde GLt. Diaz, bis¬
her Kommandant des XXIII. Korps, bestimmt.
Als Cadorna die Dienstgeschäfte am 9. seinem Nachfolger übergab,
war der Rückzug in die neue V er tei digungsf r ont im wesentlichen be¬
reits vollzogen. Die 3. Armee stand fest hinter dem Piave von der
Mündung bis zum Mondello. Diese Höhe selbst hatte; das II. Korps be¬
setzt. Weiter im Westen zwischen dem Gardasee und der Brenta stand
die 1. Armee in ihren bisherigen Stellungen; sie mußte bloß ihren äußer¬
sten rechten Flügel zurückbiegen. Noch nicht bezogen war in dieser
neuen, leicht gebogenen Front das Schlußstück zwischen Brenta und
Piave. Hier, auf dem Grappastock, hatte Cadorna aber schon im No¬
vember 1916 Kavernen, Straßen, Seilaufzüge und eine Wasserleitung
erbauen lassen1). Die nun hierher gewiesenen Truppen der 4. Armee
fanden daher ein wenigstens zur Not eingerichtetes Verteidigungsfeld vor.
Waren die Verluste der Italiener seit dem Beginn der gegnerischen
Offensive, über deren Höhe an anderer Stelle Einzelheiten folgen wer¬
den, auch ungewöhnlich groß, so schienen die vorhandenen kampf¬
kräftigen Einheiten doch ausreichend, um die neue, bloß 130 km lange
Front zwischen dem Meere und Asiago, die um 220 km kürzer als
die am 24. Oktober innegehabte war, behaupten zu können. Der Aus¬
fall der Masse der 2. Armee mochte übrigens um so eher verschmerzt
werden, als doch bedeutenide Verstärkungen der Westmächte eintrafen.
!) C a b i a t i, La riscossa, 32.