Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Scharfe Maßnahmen Kerenskis 
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Gegenüber dem deutseben XXVII. RKorps (53. RD., 24. RD., 
38. HID., 83. ID. und deutscher Landsturm) räumte das III. kauk. Korps 
am 22. vormittags, von Norden beginnend, seine Stellungen. Die 53. RD. 
stieß dem Feinde sofort bis auf die Höhen östlich der Narajowka nach 
und ermöglichte dadurch auch der 24. RD. das Überschreiten des 
Flusses1). Vor der 38. HID. und der deutschen 83. ID. südlich vom 
Dniester hielt der Feind noch sta.nd; in der Nacht auf den 23. erstürmte 
die vom GM. v. Molnár befehligte 38. HID. jedoch die Höhen östlich 
von Bolezowce. 
Damit löste sich am 22. Juli bereits die ganze russische Front vom 
Dniester bis zum Sereth. Das war das unerwartete und unerfreuliche 
Ergebnis der großen Sommer offensive, zu der sich das revolutionäre 
Rußland aufgerafft hatte. Das Unheil, das jetzt durch den großen 
Gegenangriff der Mittelmächte über die russischen Armeen Galiziens 
hereingebrochen war, blieb nicht ohne schwerwiegende Folgen für Ru߬ 
land. Schon Mitte Juli waren in Petersburg bolschewikische Unruhen 
ausgebrochen, die die Entsendung von Truppen der Westfront in die 
Hauptstadt nötig machten. Die bolschewikische Strömung drohte jetzt 
alles mitzureißen. Einstweilen vermochte sich allerdings Kerenski noch 
zu behaupten. Er wurde am 20. Juli an Stelle des Fürsten Lwow Mini¬ 
sterpräsident der Provisorischen Regierung neben seinem Amt als 
Kriegsminister. Da die revolutionäre Begeisterung allein nicht imstande 
gewesen war, dem Angriff der Mittelmächte erfolgreich zu begegnen, 
suchte jetzt Kerenski, mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet, den 
alten Soldatengehorsam, die Manneszucht und die Befehlsgewalt im 
zerrütteten Heere wiederherzustellen. Er hielt strenge Musterung unter 
den Generalen. Gutor büßte die Niederlage der 11. und der 7. Armee 
mit seiner Enthebung. Gen. Kornilow, der Sieger über die k. u. k. 3. Ar¬ 
mee, wurde an Stelle Gutors zum Oberbefehlshaber der südwestlichen 
Armeen ernannt. Gen. Erdeli, der bisherige Kommandant der 11. Armee, 
erhielt den Befehl über die Besondere Armee, während ihr bisheriger 
Führer, Gen. Balujew, die 11. Armee und Gen. Tscheremisow die S.Ar¬ 
mee übernahmen. 
Gen. Kornilow, der neue Oberbefehlshaber der Südwestfront, er¬ 
kannte sofort, in welche außerordentlich schwierige Lage die 7. Armee 
durch die deutsche Umklammerung geraten war. Nachdem am 22. der 
Versuch des XXXIV. Korps, bei Kozowa das Vordringen des Gegners 
!) Winzer, Das Kgl. Sächs. Res.-Infanterie-Regiment Nr. 243 (Erinnerungs¬ 
blätter deutscher Regimenter, Dresden 1927), 193 ff.
	        
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