Weiteres Vordringen am 20. Juli
297
zwei Regimentskommandanten und 83 Offiziere, ferner 10 Geschütze
waren die Beute des Tages.
Am 20. Juli ging der Angriff planmäßig weiter. Die Gruppe Wil-
helmi sowie die Korps Berrer und Kathen stießen, um den rechten Flügel
schwenkend, weiter gegen Südosten vor, brachen rasch den Widerstand
einzelner russischer Gruppen und erzielten südlich vom Sereth einen
neuerlichen Raumgewinn von 16 km Tiefe in der einstürzenden Russen¬
front. Der Kommandant der russischen 11. Armee, Gen. Erdeli, warf
seine Reserve, das XLIX. Korps, in die zurückflutenden Massen, ver¬
mochte aber der Katastrophe nicht mehr zu begegnen. Ein großer Teil
der russischen Soldaten lehnte es ab, zum Gegenangriff zu schreiten
und verlor schon durch das Artilleriefeuer des Gegners den Halt.
Das XVII. Korps räumte, ohne Widerstand zu leisten, seine Stellungen
und auch das I. GKorps, das gerade in der Front durch das V. Korps
abgelöst worden war, zog eigenmächtig ab. Dadurch war das V. Korps
in der Nordflanke durch Umfassung bedroht und mußte in die Linie
Koniuchy—Kuklince zurückgenommen werden1).
Als am 20. Juli nachmittags das Beskidenkorps (223. und 96. ID.)
das seine Stellung abbrechende V. Russenkorps angriff und Augustówka
und Jozefówka erreichte, befahl Gdl. Bothmer dem k. u. k. XXV. Korps
die Wiedereinnahme der alten österreichischen Stellung östlich des
Koniuchybaches, um das Vorwärtskommen der am rechten Flügel des
Beskidenkorps um das Dorf Koniuchy schwer kämpfenden 223. ID. zu
erleichtern. Gegen Mitternacht war Byszki nach kurzem Handgemenge
in den Händen der k. u. k. 54. Division. Damit war auch der linke
Flügel der Südarmee in Bewegung gekommen. Auf dem übrigen Teil
der Armeefront trafen die sehr rege streifenden Patrouillen überall
noch auf stark besetzte Gräben; auch wurde erkannt, daß sich hinter
der russischen Front lebhafter Wagen- und Autoverkehr abspielte.
Gdl. Bothmer setzte am 20. nachmittags alle seine verfügbaren Flieger¬
verbände zum Angriff auf Tarnopol an. Mit Bomben und Maschinen¬
gewehrfeuer überfielen die Flugzeuge die auf den Straßen der Stadt
im Rückzug sich stauenden Truppen und Fuhrwerke des Feindes und
vergrößerten die herrschende Verwirrung. In der Nacht auf den 21. Juli
löste Gdl.Bothmer die 15.RD. aus dem Frontabschnitt desXXV.RKorps,
um auf den nördlichen Armeeflügel, dem beim weiteren Vordringen
entscheidende Bedeutung zufiel, eine Reserve zu haben2).
x) Zajontschkowski j, Feldzug 1917, 78 ff.
2) Oberkommando der Südarmee, Der Feldzug in Ostgalizien 1917.