Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Winter und Frühjahrsanfang 1917 
zu einem Schlage gegen Rußland ausnützen werde. Unter dem Einfluß 
der meuternden Baltischen Flotte nahm die Ordnung zumal an der 
Nordfront rasch ab. Gdl. Rußki besorgte, daß die Deutschen Riga 
angreifen und vielleicht im Rücken der Nordfront an der baltischen 
Küste Truppen landen würden, um auf Petersburg vorzustoßen. Er ver¬ 
stärkte daher die schwachen Besatzungen auf den Inseln Dago und Ösel 
sowie am Moonsund durch Teile des in Finnland stehenden XLII. Korps. 
Dazu forderte er noch zum Schutze der Nordflanke des Heeres vier 
Korps von der Stawka. Der Höchstkommandierende, Gdl. Alexejew, 
erteilte hierauf am 22. März der Westfront zunächst den Befehl, zwei 
Divisionen, die 112. und die 132. ID., nach Riga zu entsenden. 
Am selben Tage eröffnete der Kriegsminister Gutschkow, daß ein 
Ersatz der Mannschaftsabgänge bei den Feldarmeen durch die Ersatz¬ 
truppen nicht vor drei bis vier Monaten möglich sein werde. Alexejew 
verkannte nicht, daß sich unter diesen trostlosen Zuständen das russische 
Heer bis zum Sommer auf die reine Verteidigung werde beschränken 
müssen. In seinen Berichten, die er Ende März der provisorischen 
Regierung vorlegte, verwies er mit eindringlichen Worten auf das 
Drängen der Alliierten, die Mitte April zum Angriff schreiten wollten. 
Rußland werde sich diesem Angriff auch im Mai nicht anschließen 
können. Es gäbe jetzt, angesichts der Gefahr eines deutschen Vor¬ 
stoßes,, nur die einzige Aufgabe, Reserven hinter den Fronten bereitzu¬ 
halten. Alexejew beschwor die Provisorische Regierung, mit den strengsten 
Mitteln die Ordnung im Volke, im Heere und in der Flotte wieder her¬ 
zustellen. Die Deutschen würden binnen wenigen Monaten bis nach 
Petersburg vordringen, wenn die Anarchie im Innern des Landes zu¬ 
nehme. Das wäre dann „das Ende des Krieges, das deutsche Joch, der 
Bürgerkrieg !"'1). 
Die Ereignisse an der Ostfront nach Ausbruch der 
russischen Revolution 
Die Lage der Mittelmächte war unmittelbar vor dem Ausbruch der 
russischen Revolution zwar nicht so bedrohlich wie zu Ende August 1916, 
aber sie war immerhin ernst genug. Die Front im Osten stand wohl 
gesichert, aber nennenswerte Kräfte konnte sie weder nach dem west- 
1) Die Stawka und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (in russ. 
Sprache, Krassnij Archiv, XXIX, 34 ££). — Z a j o n t s c h k o w s k i j, Feldzug 1917, 
29 ff. und 41 ff.
	        
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