94 Winter und Frühjahrsanfang 1917 zu einem Schlage gegen Rußland ausnützen werde. Unter dem Einfluß der meuternden Baltischen Flotte nahm die Ordnung zumal an der Nordfront rasch ab. Gdl. Rußki besorgte, daß die Deutschen Riga angreifen und vielleicht im Rücken der Nordfront an der baltischen Küste Truppen landen würden, um auf Petersburg vorzustoßen. Er ver¬ stärkte daher die schwachen Besatzungen auf den Inseln Dago und Ösel sowie am Moonsund durch Teile des in Finnland stehenden XLII. Korps. Dazu forderte er noch zum Schutze der Nordflanke des Heeres vier Korps von der Stawka. Der Höchstkommandierende, Gdl. Alexejew, erteilte hierauf am 22. März der Westfront zunächst den Befehl, zwei Divisionen, die 112. und die 132. ID., nach Riga zu entsenden. Am selben Tage eröffnete der Kriegsminister Gutschkow, daß ein Ersatz der Mannschaftsabgänge bei den Feldarmeen durch die Ersatz¬ truppen nicht vor drei bis vier Monaten möglich sein werde. Alexejew verkannte nicht, daß sich unter diesen trostlosen Zuständen das russische Heer bis zum Sommer auf die reine Verteidigung werde beschränken müssen. In seinen Berichten, die er Ende März der provisorischen Regierung vorlegte, verwies er mit eindringlichen Worten auf das Drängen der Alliierten, die Mitte April zum Angriff schreiten wollten. Rußland werde sich diesem Angriff auch im Mai nicht anschließen können. Es gäbe jetzt, angesichts der Gefahr eines deutschen Vor¬ stoßes,, nur die einzige Aufgabe, Reserven hinter den Fronten bereitzu¬ halten. Alexejew beschwor die Provisorische Regierung, mit den strengsten Mitteln die Ordnung im Volke, im Heere und in der Flotte wieder her¬ zustellen. Die Deutschen würden binnen wenigen Monaten bis nach Petersburg vordringen, wenn die Anarchie im Innern des Landes zu¬ nehme. Das wäre dann „das Ende des Krieges, das deutsche Joch, der Bürgerkrieg !"'1). Die Ereignisse an der Ostfront nach Ausbruch der russischen Revolution Die Lage der Mittelmächte war unmittelbar vor dem Ausbruch der russischen Revolution zwar nicht so bedrohlich wie zu Ende August 1916, aber sie war immerhin ernst genug. Die Front im Osten stand wohl gesichert, aber nennenswerte Kräfte konnte sie weder nach dem west- 1) Die Stawka und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (in russ. Sprache, Krassnij Archiv, XXIX, 34 ££). — Z a j o n t s c h k o w s k i j, Feldzug 1917, 29 ff. und 41 ff.