Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Ursachen des russischen Erfolges bei Okna 
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liehen Vorstößen, ohne einen Erfolg erzielen zu können. Doch wurden 
von dem Strudel dieser feindlichen Angriffe die neuen Verstärkungen 
verschlungen, die GO. Pflanzer-Baltin ausgeschieden hatte, um mit 
ihnen den in der Samuszynschlinge verlorenen Stellungsteil zurückzu¬ 
erobern. Außerdem mußte die Gruppe Benigni ansehnliche Kräfte an 
das bei Jazlowiec durchbrochene XIII. Korps abgeben. 
Indes hatten die Russen an die Durchbruchsfront bei Okna frische 
Kräfte herangezogen. Am 10. Juni standen die vier Infanterie- und 
zwei Kavalleriedivisionen der Gruppe Benigni gegen eine Streitmacht 
von sieben Infanterie- und zwei Kavallerie di visionen der Russen. Bei 
Okna, am Brechpunkte der Front, an dem rechtwinkelig zurückgeboge¬ 
nen linken Flügel, erlag das hauptsächlich aus rumänischer Mannschaft 
zusammengesetzte HIR. 305 dem erneuten Massensturm. Als dort die 
Front zusammenbrach, wurden die tapferen, aber von der Esse der 
Schlacht schon verzehrten deutschmährischen, magyarischen und kroati¬ 
schen Bataillone des unter dem Kommando des FML. Snjaric stehen¬ 
den Frontabschnittes von Norden aufgerollt. Das bewährte IR. 1, die 
letzte Reserve Benignis, stand so weit vom linken Flügel entfernt, daß 
es erst eingesetzt werden konnte, nachdem die Entscheidung schon ge¬ 
fallen war. 
An der unteren Strypa konnte nach dem Einbrüche der Russen bei 
Jazlowiec an eine Festigung der Lage nicht mehr gedacht werden, weil 
hinter dem XIII. Korps keine Reserven standen. Die erschütterte 15. ID. 
wich einem neuen Kampf in der vorbereiteten zweiten Stellung aus. 
Nun wurden die anderen Divisionen des XIII. Korps, bevor sie noch 
ernstlich angegriffen worden waren, gleichfalls aus ihren stark aus¬ 
gebauten ersten Stellungen zurückgenommen. Attackierende russische 
Reiterei hatte genügt, um die zu Fuß fechtende k. u.k. 2. KD. zu 
zersprengen und die links benachbarte 36. ID. zum weiteren Rückzug 
zu veranlassen. Aber auch bei der hauptsächlich aus polnischen Regi¬ 
mentern zusammengesetzten 12. ID., die bei Buczacz standhaft gefoch¬ 
ten, und selbst bei der 39. HID., die sich in der Neujahrsschlacht 
gegen starke Angriffe gehalten hatte, kam es jetzt zu Einbrüchen und 
zu Paniken. 
Der lange Stellungskrieg hatte seine unheilvolle Wirkung getan 
und sogar gute Truppen gegen Umfassungsgefahren sehr empfindlich 
gemacht. Der Durchbruchsschrecken war an der unteren Strypa epi¬ 
demisch geworden. War der Feind auch nur in ein schmales Frontstück 
eingebrochen, so gingen oft die angrenzenden Frontteile zurück, ohne 
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