Die Ursachen des russischen Erfolges bei Okna 465 liehen Vorstößen, ohne einen Erfolg erzielen zu können. Doch wurden von dem Strudel dieser feindlichen Angriffe die neuen Verstärkungen verschlungen, die GO. Pflanzer-Baltin ausgeschieden hatte, um mit ihnen den in der Samuszynschlinge verlorenen Stellungsteil zurückzu¬ erobern. Außerdem mußte die Gruppe Benigni ansehnliche Kräfte an das bei Jazlowiec durchbrochene XIII. Korps abgeben. Indes hatten die Russen an die Durchbruchsfront bei Okna frische Kräfte herangezogen. Am 10. Juni standen die vier Infanterie- und zwei Kavalleriedivisionen der Gruppe Benigni gegen eine Streitmacht von sieben Infanterie- und zwei Kavallerie di visionen der Russen. Bei Okna, am Brechpunkte der Front, an dem rechtwinkelig zurückgeboge¬ nen linken Flügel, erlag das hauptsächlich aus rumänischer Mannschaft zusammengesetzte HIR. 305 dem erneuten Massensturm. Als dort die Front zusammenbrach, wurden die tapferen, aber von der Esse der Schlacht schon verzehrten deutschmährischen, magyarischen und kroati¬ schen Bataillone des unter dem Kommando des FML. Snjaric stehen¬ den Frontabschnittes von Norden aufgerollt. Das bewährte IR. 1, die letzte Reserve Benignis, stand so weit vom linken Flügel entfernt, daß es erst eingesetzt werden konnte, nachdem die Entscheidung schon ge¬ fallen war. An der unteren Strypa konnte nach dem Einbrüche der Russen bei Jazlowiec an eine Festigung der Lage nicht mehr gedacht werden, weil hinter dem XIII. Korps keine Reserven standen. Die erschütterte 15. ID. wich einem neuen Kampf in der vorbereiteten zweiten Stellung aus. Nun wurden die anderen Divisionen des XIII. Korps, bevor sie noch ernstlich angegriffen worden waren, gleichfalls aus ihren stark aus¬ gebauten ersten Stellungen zurückgenommen. Attackierende russische Reiterei hatte genügt, um die zu Fuß fechtende k. u.k. 2. KD. zu zersprengen und die links benachbarte 36. ID. zum weiteren Rückzug zu veranlassen. Aber auch bei der hauptsächlich aus polnischen Regi¬ mentern zusammengesetzten 12. ID., die bei Buczacz standhaft gefoch¬ ten, und selbst bei der 39. HID., die sich in der Neujahrsschlacht gegen starke Angriffe gehalten hatte, kam es jetzt zu Einbrüchen und zu Paniken. Der lange Stellungskrieg hatte seine unheilvolle Wirkung getan und sogar gute Truppen gegen Umfassungsgefahren sehr empfindlich gemacht. Der Durchbruchsschrecken war an der unteren Strypa epi¬ demisch geworden. War der Feind auch nur in ein schmales Frontstück eingebrochen, so gingen oft die angrenzenden Frontteile zurück, ohne IV 30