Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

120 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
mit noch weniger, zum Teil veralteten Geschützen mit. Auch diese 
bahnten oft und oft der stürmenden Infanterie den Weg zum Siege,, 
aber sie hatten es dabei wesentlich schwerer als ihre Waffengefährten 
im verbündeten deutschen Heere, wo auf eine Division meist 70 Ge¬ 
schütze und mehr entfielen. Dabei konnte es vorkommen, daß öst.-ung. 
Heereskörper gerade ihre wirksamsten Geschütze an andere Frontteile 
abgeben, aber gleichwohl angreifen mußten. 
Vor allem erforderte der planmäßige Angriff Zeit zur Vorbereitung 
und Durchführung, mehr Zeit, als man oft glaubte, aufwenden zu dürfen 
und als man manchmal in bedrängten Lagen wirklich zuwarten durfte. 
Nicht selten mußte die Infanterie auch deshalb ohne zureichende Unter¬ 
stützung durch Artillerie angreifen, weil das Heranbringen einer größeren 
Zahl von Batterien mehr Zeit in Anspruch genommen hätte, als man zur 
Verfügung hatte oder zu haben glaubte. Der Angriff ging dann aber gar 
nicht so schnell von statten als man gehofft hatte. Im unbehinderten feind¬ 
lichen Artilleriefeuer lichteten sich die vorgehenden Linien. Bald sprachen 
feindliche Maschinengewehre aus versteckten Gräben mit; der Angriff 
stockte; fieberhaft wurde zum Spaten gegriffen. Tapfere Unterführer 
rissen da und dort Teile der Linien ein wenig vor, bis der Geschoßhagel 
so vernichtend wurde, daß das Schicksal des Angriffes besiegelt war. 
Oft kam die brave Infanterie trotz allem an die feindlichen Draht¬ 
hindernisse heran. Aber diese waren unversehrt, der Feind dahinter 
unerschüttert. Wagten die Kämpfer dann in vielleicht allzu gehorsamer 
Bravour den Sturm doch, so blieben sie in den Hindernissen hängen oder 
mußten unter empfindlichen Verlusten zurück. Dann wurden die Angriffe 
aus nächster Entfernung wiederholt, Reserven eingesetzt; Blut mußte 
die fehlende Artilleriewirkung ersetzen. Jetzt spielten Stunden keine 
Rolle mehr, Tage gingen darüber hin. Nächtliche Stürme suchten zu er¬ 
ringen, was bei Tag nicht gelungen war. Zuweilen mit Erfolg, aber nicht 
selten auch vergeblich. Die Regimentsgeschichten wissen von zahllosen 
Kämpfen zu erzählen, die so verliefen und schwerste Opfer kosteten. 
Doch auch dort, wo der vorderste russische Graben im ersten Anlauf 
genommen wurde, war damit das schwere Ringen erst eingeleitet. Die 
eroberte Stellung wurde meist sofort „umgedreht", zur Verteidigung 
wder zu erwartende Gegenangriffe eingerichtet. Das weitere Ver¬ 
fahren hing dann stark vom Verhalten des Feindes ab. Bei Einbrüchen 
auf schmaler Front trachtete man, den gewonnenen Raum durch Auf¬ 
rollen einer oder beider Flanken zu erweitern, ein Kampf übrigens, der 
in seiner besonderen Eigenart (fast durchwegs in dem verwickelten
	        
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