Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

118 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
genügen; die Armee jedoch befreundete sich gar schnell damit. Ohne¬ 
hin hatte die Idee der Umfassung schon dadurch einigermaßen an Wert¬ 
schätzung eingebüßt, daß die Truppe, wann immer sie gegen feindliche 
Flanken vorging, stets auf eine schnell genug entgegengestellte Front 
getroffen war. Nun aber überwog selbst dann, wenn — wie im Feldzug 
von Rowno — unverkennbare Möglichkeiten zu einer Umfassung im 
großen Stil schon aus dem Anmärsche heraus gegen die Tiefe der feind¬ 
lichen Flanken vorlagen, das Bestreben, lieber die Flügel frontal anzu¬ 
greifen und zugleich auf die Möglichkeit eines Durchbruches auch in 
der Front nicht ganz zu verzichten. Wohl oder übel mußte es in Kauf 
genommen werden, daß dabei ein wirksames Zusammenfassen von über¬ 
legenen Kräften an einer Stelle sehr erschwert wurde. Solche Angriffe 
gediehen dann freilich trotz aller heldenmütigen Anstrengungen nicht 
bis zum vollen Durchbruch der Front. Wenn dann auch die Flügelopera¬ 
tionen den Ausschlag gaben, so führten sie doch — zur geringen Befriedi¬ 
gung Conrads — nur zu schrittweisem Zurückdrängen des Feindes, dem 
es dabei immer gelang, seine Kräfte einem vernichtenden Schlage zu 
entziehen. 
Aber das beeinträchtigte kaum den erwiesenen Sieg des Durch- 
bruchgedankens, der sich als taktische Handlung von Gorlice angefangen 
rasch überragende Geltung errang. Fortan sprachen alle Befehle bis weit 
in die Truppe hinein nur mehr vom „Durchbruch". Bei seiner Ausführung 
setzten sich die Erfahrungen der ersten zehn Kriegsmonate am deut¬ 
lichsten in die Praxis um; der Begriff der „Artillerievorbereitung" sowie 
die Vorstellung des Zusammenwirkens zwischen den beiden Hauptwaffen, 
damit die Idee des planmäßigen, systematischen Angriffes gewannen feste 
Formen. Es wurde erkannt, daß darin nichts dem Zufall überlassen blei¬ 
ben dürfe, sondern daß der Erfolg organisiert werden müsse. 
Traf die Infanterie auf eine vorbereitete feindliche Stellung, so er¬ 
schöpfte sie sich nicht mehr so oft wie früher in nutzlosen blutigen 
Opfern, sondern klammerte sich zunächst an dem erreichten Gelände 
fest. Jetzt galt es, in aller Eile, aber ohne Hast die Artillerie in Stellung 
zu bringen, ausreichenden Schießbedarf für sie herbeizuschaffen und ihre 
Wirkung nach Ort, Zeit und Munitionsaufwand festzulegen; Einzelheiten 
der feindlichen Stellung mußten erkundet und die Angriffsräume für die 
einzelnen Kampfverbände — gewöhnlich in der Form von „Gefechts¬ 
streifen", die bis weit hinter die feindliche Schlachtfront reichten — 
genau bestimmt werden. Dort, wo man sich die Zeit nahm, den Angriff 
in dieser Weise vorzubereiten — zuweilen genügten hiezu ein bis zwei
	        
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