Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Der Spätherbst 1915 an der russischen Front 
Im Styrbogen von Czartorijsk war am 16. eine erhöhte Tätigkeit 
des Feindes nicht wahrzunehmen gewesen. Am 17. gegen 4h früh über¬ 
schritt aber der Russe bei dichtem Nebel im Abschnitt der deutschen 
1. ID. mit einigen Kompagnien den Styr. GLt. Conta hatte mittlerweile 
seine Korpsreserve, das deutsche IR. 41, näher gegen seinen rechten 
Flügel vorgenommen. Die Einbrüche in der Korpsmitte schienen belang¬ 
los zu sein. Nach kurzer Beschießung durch die deutsche Artillerie 
zogen sich die Russen bei Czartorijsk wieder über den Fluß zurück; 
doch waren sie unterdessen an den Flügeln bei Nowosielki und bei Rafa- 
lowka durchgebrochen. 
Vermutlich waren die Russen schon am 16. nach Einbruch der 
Dunkelheit an einer schlecht gesicherten Stelle an der Naht zwischen 
der k. u. k. 22. IBrig. und der deutschen 1. ID. über den Styr gekommen. 
Die Russen hatten sich aus den von Gebüschen bedeckten Flußschleifen 
unterhalb von Nowosielki unbemerkt bis in die Wälder an der Okonka 
durchgeschlichen. So kam es, daß ein Bataillon des deutschen IR. 41, 
das offenbar erst nach dem Einbruch der Russen in die Lücke einge¬ 
schoben worden war, am 17. früh im Rücken gefaßt und in der Mitte 
durchstoßen wurde. Überraschend drang der Feind bei Morgengrauen 
in Nowosielki ein und griff gleichzeitig das am anderen Ufer fechtende 
k. u. k. IR. 58 in der Flanke an. In dieser Wirrnis wurden die am linken 
Flügel des IR. 58 kämpfenden Kompagnien von den Russen umzingelt 
und gefangengenommen, der Rest des Regiments suchte flüchtenden 
Fußes über den Styr zu entkommen. 
An der Straße Komarow—Rudka sammelten sich das durchbrochene 
ostpreußische Bataillon (IR. 41) und die kärglichen Trümmer des IR. 58, 
um mit der herbeieilenden Korpsreserve, dem deutschen IR. 41, zum 
Gegenangriff auf Nowosielki zu schreiten. Indessen befahl GM. Paschen, 
der Kommandant der deutschen l.ID., dem Obst. Fischer, Kulikowiczy 
bis zum Äußersten zu halten. Allein Kulikowiczy war bereits verloren. 
Dort hatten die Russen am Morgen nach heftiger Beschießung die vom 
IR. 95 verteidigten Brückenkopf Stellungen überrannt. Hunderte rutheni- 
sche Soldaten verloren den Halt und ergaben sich dem Feinde. Andere 
Gruppen, durch tapfere Offiziere und Unteroffiziere geführt, ver¬ 
mochten sich über die Stege, die den Brückenkopf mit dem Westufer 
verbanden, auf Komarow zurückzuziehen. Viele Leute, die sich schwim¬ 
mend zu retten versuchten, ertranken im Styr. 
In dem Glauben, daß sich die 22. IBrig. bereits im Rückzug auf 
Gradie—Kolki befände, ordnete GM. Paschen um lh4° nachm. den Rück-
	        
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