Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Brest-Litowsk 
Juliwoche mit dem Einrücken in die Front Hrubieszów—Józefów etwa 
in die Linie gelangt, in der Ende August und Anfang September 1914 der 
Angriff des k. u. k. Nordheeres kulminiert hatte. Die Offensive mußte 
damals vor allem wegen des Mißgeschickes aufgegeben werden, das 
den rechten Heeresflügel ereilt hatte. Doch auch ohne dieses wäre den 
angreifenden Armeen Auffenbergs und Dankls kaum ein durchschla¬ 
gender Erfolg beschieden gewesen, da das von Conrad erhoffte Ein¬ 
greifen des deutschen Ostheeres über den Narew ausblieb, die eigene 
Angriffskraft aber nicht mehr ausreichte, diesen Ausfall zu ersetzen. 
Nun aber, zu Anfang Juli 1915, ging Falkenhayn bereitwilligst auf die 
Anregung Conrads ein, die Armee Gallwitz über den Narew mit dem 
historischen Vorrückungsziele Siedlec anzusetzen. Dabei stellte er sich 
allerdings zu Hindenburg und Ludendorff in heftigen Gegensatz, die 
weiter nordwärts in der allgemeinen Richtung Minsk ausgreifen wollten x). 
Der Meinungsstreit Siedlec oder Wilna, zuerst vom Deutschen Kaiser 
zugunsten Falkenhayns entschieden, vertiefte die zwischen den beiden 
Hauptquartieren längst bestehende Mißstimmung bis zur Unversöhn- 
lichkeit. Innerhalb des dieser Darstellung gezogenen Rahmens ist nur 
zu erwähnen, daß Conrad an der Stoßrichtung Siedlec festhielt, solange 
die Russen noch westlich der Weichsel standen, dann aber das von Hin¬ 
denburg und Ludendorff gewünschte weitere Ausgreifen befürwortete. 
Gleichzeitig verfocht der öst.-ung. Generalstabschef den Plan — es war 
nach dem Falle von Iwangorod und Warschau — daß nun auch das 
Angriffsziel Mackensens tiefer in den Rücken des Feindes, also von 
Siedlec in die Richtung Brest-Litowsk zu verlegen sei. Er fand aber 
mit diesen noch immer von entschiedenem Vernichtungswillen diktierten 
Vorschlägen, wie auch mit der Anregung, die Armeen Hindenburgs 
möglichst bald zu verstärken, nicht die Zustimmung Falkenhayns. Dieser 
schrieb am 9. August an den Rand einer Note seines öst.-ung. Kollegen, 
daß es seiner Ansicht nach „unendlich weniger wichtig sei, wo die 11. 
und die Bugarmee durchstießen, als daß es ihnen an irgendeiner Stelle 
gelinge, wirklich durchzukommen2)". Noch bezeichnender für die grund¬ 
sätzliche Einstellung zu den Problemen des Krieges äußerte sich Fal¬ 
kenhayn vier Tage später schriftlich gegenüber Hindenburg: „Eine Ver¬ 
nichtung des Feindes ist von den laufenden Operationen im Osten niemals 
1) Ludendorff, Kriegs erinner ungen, 114 ff. ; F o e r s t e r, 125 ff. ; K a b i s e h, 
Streitfragen des Weltkrieges 1914—1918 (Stuttgart 1924), 186; Zwehl, Falkenhayn 
und zahlreiche sonstige Literatur. 
2) Foerster, 139.
	        
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