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Der Karpathenwinter 1914/15
fünf Kavalleriedivisionen versammeln1). Vier von den Reiterdivisionen
(4. und 10. KD., 5. und 11. HKD.) sollten anfangs dem VII. Korps als
Verstärkung zugewiesen werden; dabei schwebte Boroevic ihre spätere
Verwendung als großer Kavalleriekörper in der Richtung auf Przemysl
vor. Die Heeresleitung genehmigte den Abmarsch des VI. und des XI. Korps
nach Osten, die 11. HKD. war ohnedies bereits zum Seitenmarsch ange¬
gewiesen. Die 4. Armee und der Westflügel der 3. hatten, wenn nicht die
Russen abzogen, in der Abwehr zu verharren, bis der Stoßflügel des
Gdl. Boroevic angriffsbereit war.
Die Vorgänge südlich von der Weichsel trugen aber auch am 20.
weder bei der 4. noch bei der 3. Armee dazu bei, die Absichten des Fein¬
des ganz aufzuhellen. Auf dem rechten Flügel der 3. Armee konnte das
VII. Korps den zermürbenden Kämpfen bei Krosno keine entscheidende
Wendung verleihen. Die 17. ID. mußte ein Stück Gelände preisgeben,
worauf die 4. KD., als willkommene Unterstützung begrüßt, auf dem
linken Flügel ins Gefecht trat. Die Schützenlinien der mit der Front
gegen Nordosten fechtenden 20. HID. wurden durch die 5. HKD. ver¬
längert, während sich die 10. KD. im Vordringen über Besko gegen Brzo-
ZÓW bald überlegenen Kräften gegenüber sah.
Auch beim III. und beim IX. Korps sowie bei der Gruppe des FML.
Arz, dem Szurmay und Kornhaber vorübergehend unterstellt wurden,
dauerte der Abwehrkampf an. Anfänglich hatte die 6. ID. Erfolge gegen
Jodiowa aufzuweisen; doch warf sie ein russischer Gegenstoß wieder
zurück, so daß der rechte Flügel des IX. Korps zur Hakenbildung ge¬
nötigt wurde. Bei diesem Korps zählten die 10. ID. 1400, die 26. SchD.
nur noch 1000 Feuergewehre.
Die Besprechung in Oppeln
(19. Dezember)
Hiezu Beilage 27 von Bd. I sowie Beilagen 2 und 3
Am 17. Dezember, als der russische Rückzug vor der ganzen deut¬
schen 9. Armee gemeldet wurde, war bei einer Besprechung in Berlin
zwischen Falkenhayn, dem deutschen Reichskanzler und Ludendorff fest¬
gelegt worden, daß der Angriff bis zur Gewinnung der mittleren Weichsel
!) Der damalige Chef der Operationsabteilung des 3. Armeekmdos., GM. Anton
Ritt. v. Pitreich, teilt mit, daß ursprünglich ein Stoß mit sieben Divisionen in der
Richtung auf Stary Sambor geplant war (Schreiben vom 17. Mai 1929).