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Der Feldzug von Brest-Litowsk
und sonstige Erkundungsergebnisse zeigten, daß der Feind unterdessen
planmäßig seinen Rückzug nach Osten fortsetzte und im Begriffe zu sein
schien, die Festung aufzugeben.
Die Fortführung der Offensive bei den Heeresgruppen
Prinz Leopold und Hindenburg
(18. bis 23. August)
Hiezu Beilagen 35 und 36
Bei der Heeresgruppe Prinz Leopold sah GO. Woyrsch schon am
18. August seine Erwartungen erfüllt, die er auf die Wirkung des von
der 9. und der 12. Armee ausgehenden Druckes gesetzt hatte (S. 699). Die
Russen wichen vor diesen beiden Armeen zurück und verzichteten auf
die Verteidigung des rechten Bugufers bisNiemirów. Gdl.Kövess brachte
bis zum Abend dieses Tages vier Bataillone über den Strom und ließ in
der Bugschlinge südwestlich von Sutno Brücken schlagen. Links davon
nahm das Korps König auf dem jenseitigen Ufer die Vorrückung gegen
Nordost auf, im Anschluß folgte die 9. Armee gegen den Oberlauf des
Nurczyk. Gegen den Unterlauf stieß Gallwitz vor und bedrohte nord¬
westlich von Bielsk bereits die Bahnstrecke Brest-Litowsk—Bielostok.
Die Armee Woyrsch traf am 19. jedoch schon nach kurzem Vormarsch
bei Tokary—Siemichocz—Nurec auf eine feindliche Abwehrfront, die an¬
gegriffen werden mußte. Siemichocz konnte zwar genommen, die zwei
Kilometer dahinter liegende Widerstandslinie jedoch nicht bezwungen
werden. Den Nurczykabschnitt verteidigten die Russen besonders zähe,
nur Frommel errang östlich von Pokaniewo eine kleine brückenkopfartige
Stellung am jenseitigen Ufer. Gallwitz nahm Bocki. Hinter seiner Front
fiel die Festung Nowogeorgiewsk nach kaum zweiwöchiger Verteidigung;
85.000 gefangene Russen und 700 Geschütze fielen in deutsche Hände.
Die Absicht des Prinzen Leopold, am 20. die Bahn zwischen Wysoko-
Litowsk und Kleszczeli zu erreichen, scheiterte am Widerstand der Russen.
Am rechten Flügel des Korps Kövess erstürmte die 16. ID. im Verein
mit der 37. HID. zwar Tokary, alle Anstrengungen des XII. Korps, eine
beherrschende Höhe südwestlich Klukowiczy zu erobern, waren jedoch
vergebens. Auch vor der deutschen 9. Armee behauptete der Feind noch
immer den Nurczykabschnitt, hingegen hatte Gallwitz am Nordufer des
Nurec den gleichnamigen Ort, ferner Bielsk und die ganze Bahnstrecke
bis an den Narew in seine Gewalt gebracht.
Die nächste Weisung des Prinzen Leopold an die Armee Woyrsch