Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Brest-Litowsk 
gestanden hatten, war er sogar noch weiter gegangen und hatte an den 
Außenminister Baron Burián, an die Militärkanzlei des Kaisers und an 
die DOHL. eine Denkschrift gesandt, in der er dringend empfahl, die 
bisher erkämpften Erfolge diplomatisch zur Erreichung eines Sonder¬ 
friedens mit Rußland auszunützen, dem hiezu goldene Brücken gebaut 
werden müßten. Des weiteren hatte der Chef des Generalstabes damals 
wieder — wie schon so oft — nahegelegt, kein Mittel unversucht zu lassen, 
um Rumänien zum Anschluß an die Mittelmächte zu bewegen. Falls sich 
dieses jedoch hiezu nicht verstehen wolle, wäre ihm unter Hinweis auf 
die günstige militärische Lage in Polen zu bedeuten, daß es zu der von 
ihm ersehnten Erwerbung Bessarabiens zu spät kommen werde, weil die 
Verbündeten selbst ohne Rumänien an die Besitzergreifung dieser Pro¬ 
vinz schreiten würden. Demonstrative Truppenverschiebungen sollten die 
Einleitung dieser keinesfalls ernst gemeinten Kriegshandlung vortäuschen. 
In einem gleichzeitig mit der Denkschrift an Gdl. Bolfras übersandten 
Privatbrief entwickelte Conrad nochmals seine außenpolitischen Pläne, 
aus denen hervorleuchtete, daß nach der Ausschaltung Rußlands „mit 
Italien erfolgreich abzurechnen" wäre. Den Krieg gegen Serbien empfahl 
er „auf später zu verschieben oder eine Politik einzuschlagen, welche 
zum friedlichen Anschluß Serbiens an die Monarchie führt". 
Am 26. Juli hatte Conrad Gelegenheit, seine Denkschrift, die bei 
Falkenhayn volle Zustimmung gefunden hatte und die auch an den Reichs¬ 
kanzler weitergesandt worden war, mit dem öst.-ung. Außenminister zu 
besprechen. Baron Burián sah damals das Haupthindernis, um zu einem 
Übereinkommen mit Rußland zu gelangen, in der ukrainischen Frage. 
Auch eröffnete er, daß ihm kein geeigneter Weg nach Petersburg zur 
Verfügung stünde; Deutschland habe schon zweimal über Kopenhagen 
Friedensfühler ausgestreckt, aber eher das Gegenteil des Erwünschten 
erreicht. 
So ergab sich die Nötigung, die Offensive gegen Rußland zunächst 
bis zu der von Falkenhayn bezeichneten Linie fortzusetzen. Bloß „das 
dauernde Belassen der russischen Front am Bug, bei Kamionka-Strumi- 
lowa—Busk, nur 40 km von Lemberg entfernt", erachtete Conrad, wie er 
am 5. August nach Pleß mitteilte, „auf die Dauer nicht zulässig, und [er] 
werde im Zusammenhang mit der jetzigen Operation oder an diese an¬ 
schließend ein Vorschieben der dortigen öst.-ung. Front anstreben". 
Der von Falkenhayn angeregten Auswechslung der Armeegruppe 
Kövess gegen die deutschen Divisionen der Südarmee stimmte Conrad 
gleichfalls zu. Allerdings ergab sich, daß nach Abschluß der geplanten
	        
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