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Von Gorlice bis Lemberg
benen Divisionen — 93., 94., 57. — zusammen. An Stelle von Boroevic
übernahm im Nordosten FZM. Puhallo, bisher Führer des V. Korps, das
Kommando über die 3. Armee für die nur mehr kurze Dauer ihres Be¬
standes. Die an der Save und an der unteren Donau zurückgebliebenen
Truppen sowie die in das Banat und gegen Neusatz anrollenden deut¬
schen Neuformationen — 101., 103. und 105. ID. — wurden dem neu
gebildeten Armeegruppenkmdo. des GdK. Tersztyánszky unterstellt.
Dieser traf am 26. Mai in Peterwar dein ein, worauf Erzherzog Eugen sein
Hauptquartier nach Marburg verlegte. Am 5. Juni trat Tersztyánszky
unter die unmittelbaren Befehle der k. u. k. Heeresleitung. Zur selben
Zeit wurde GM. Goldbach nach Siebenbürgen entsandt, um dort gemeinsam
mit dem Militärkmdo. Hermannstadt in einem allerdings sehr beschei¬
denen Ausmaße die Anfänge einer Landesverteidigung vorzubereiten.
Mit der Weiterleitung der 5. Armee und des VII. Korps bis in den
Grenzraum war dem Krieg gegen Italien für eine unvermutet lange Frist
seine besondere Wesensart vorgezeichnet. Es war jedoch, selbst nach den
Erfahrungen, die man mit der Stärke der Abwehr in dem neunmonatigen
Kriege schon gemacht hatte, durchaus begreiflich, daß der öst.-ung.
Generalstabschef in dem Augenblicke, da er die Befehle für diese Kriegs¬
einleitung erließ, an eine solche Entwicklung noch nicht im entferntesten
zu glauben vermochte. Der Plan, dem auf über 40 Divisionen geschätzten,
frisch aufgerüsteten Heere einer militärischen Großmacht 14 zum Teil
milizartige, zum Teil erst anrollende Divisionen in reiner Abwehr ent¬
gegenzuwerfen, war denn doch zu außergewöhnlich, als daß man seiner
Ausführung Erfolg auf längere Zeit hätte voraussagen können. In be¬
wegten Worten teilte Conrad am 23. Mai, dem Tage der Kriegserklärung
Italiens an Österreich-Ungarn, seine Besorgnisse dem Gdl. Falkenhayn
mit: „Ich habe die Pflicht, es auch gegen den am Schicksal der Monarchie
mitbeteiligten Verbündeten offen auszusprechen, daß es für beide Reiche
gleich verhängnisvoll wäre, wenn man die Widerstandskraft und -dauer
derjenigen Kräfte willkürlich überschätzen würde, die wir augenblick¬
lich dem neuen Feind an die Grenze entgegenzuwerfen versuchen. Sie
werden mit mindestens dreifacher, wahrscheinlich aber mit vier- bis
fünffacher Übermacht zu kämpfen haben. Ihr Widerstand in den einge¬
richteten Grenzräumen mag auf zwei, auf drei Wochen veranschlagt
werden. Dann aber muß, nach menschlicher Voraussicht, der Augen¬
blick kommen, wo sie in ihrer Widerstandskraft reduziert, zurückge¬
zwungen werden, wo der Feind so weit Raum gewinnt, daß er seine
Überlegenheit umfassend geltend machen und daher fließend vorschrei-