Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
Ruhe dringend bedürftigen Truppen doch eine kleine Atempause zuge¬ 
stehen müssen. Der am 21. Mai nachmittags erlassene Heeresbefehl faßte 
die im wesentlichen schon in den letzten achtundvierzig Stunden fest¬ 
gesetzten Aufgaben zusammen, an deren Lösung die Armeen der Sto߬ 
gruppe am 24. nach gründlicher Artillerievorbereitung zu schreiten 
hatten. Die 11. Armee hatte aus dem Raum südöstlich von Jaroslau die 
Richtung Buców einzuschlagen, die 3. mit dem rechten Flügel die Höhen 
westlich, die 2. die Höhen östlich von Mosciska zum Ziel zu nehmen. 
Przemyslwar nach dem Einlangen schwerer Artillerie und ausreichenden 
Schießbedarfs vom k. u. k. X. Korps im Einklang mit den vor der Nord¬ 
front der Feste stehenden Teilen der 11. Armee anzugreifen, wobei die 
Hauptkraft überPralkowce und die Höhen südlich davon vorzugehen hatte. 
Während im Südwesten des Donaureiches ein neuer starker Feind 
an die Tore pochte, nahm solcherart der Krieg im Norden unaufhaltsam 
seinen Fortgang. Rückschauendes Urteil ist von dem späteren, so über¬ 
raschenden Verlauf des italienischen Krieges zu stark beeinflußt, als daß 
es die ganze Bürde des Entschlusses richtig zu ermessen vermöchte, den 
die beiden Generalstabschefs in den ersten drei Maiwochen 1915 zu 
fassen hatten. Diese Bürde lastete drückend schwer auf Falkenhayn, noch 
schwerer natürlich, weil unmittelbarer, auf Conrad, den die Verein¬ 
barungen vom 21. und 22. Mai gegenüber seinem Vaterland und seiner 
Wehrmacht mit der allerhärtesten Verantwortung belasteten. Der öst.- 
ung. Generalstabschef legte damit eine Probe ehernen Führerwollens ab, 
zu der in der neueren Zeit ihresgleichen wohl nur mehr im Feldherrn¬ 
wirken eines Friedrich II. oder eines Napoleon zu finden ist. 
Die russisch-italienische Militärkonvention und die 
weiteren Entschlüsse der russischen Führer 
Hatten die russischen Staatsmänner den Londoner Vertrag vom 
26. April wegen der italienischen Aspirationen auf die größtenteils sla¬ 
wische Ostküste der Adria nur mit geteilten Gefühlen unterschrieben, 
so war die Freude der Stawka auch dadurch noch stark gedämpft ge¬ 
wesen, daß Italien auf seinem Schein beharrte, nicht vor dem 26. Mai 
losschlagen zu müssen. Nie aber hätte Rußland der Entlastung durch 
den neuen Bundesgenossen dringender bedurft als in den bitteren Wochen, 
da die „Phalanx Mackensen" die Armee Dimitriew von Gorlice an den 
unteren San zurückwarf und damit auch die Karpathenfront der Russen 
zum Einsturz brachte. Die ersehnte Hilfe Italiens war aber ausgeblieben.
	        
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