Der Höhepunkt der Offensive der 2. Armee
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Von einer Hilfeleistung der zusammengeschmolzenen und durch Fehl¬
schläge erschütterten k. u. k. 3. Armee, der keine frischen Kräfte zuge¬
führt werden konnten, war bei der 2. wenig zu spüren. Die russischen
Führer trieben ihre Scharen mit größter Rücksichtslosigkeit und bei voller
Mißachtung der furchtbaren Verluste, freilich ohne Nennenswertes zu er¬
reichen, abermals gegen das X. und das VII. Korps vor. In der Abwehr
erschöpften sich die Kräfte der öst.-ung. Divisionen. Wieder griff die
Heeresleitung ein und forderte vom linken Flügel der Armee Boroevic
erhöhte Tätigkeit. Dort umspannten aber die dünnen Linien des XVII.
und des III. Korps einen Raum von etwa 35 km Frontbreite; der Angriff
über das Ondavatal gegen die starken und dichtbesetzten russischen Stel¬
lungen bot wenig Aussicht auf Erfolg. Übrigens deuteten die in Kaschau
eingelaufenen Nachrichten auf eine angeblich am 10. beginnende gro߬
angelegte Offensive des Feindes gegen die k. u. k. 3. Armee. Man stellte
sich daher auf die Verteidigung ein. Das X. Korps sammelte seine 2. ID.
als Reserve im Laborczatale.
Gerade jetzt aber zog der Russe hier einzelne vorgeprellte Gefechts¬
gruppen in seine Hauptstellung zurück. Als Erklärung hiefür können die
Weisungen Iwanows vom 7. März an den Führer der russischen 3. Armee
gelten, wonach Dimitriew die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand
und den Westflügel der Armee Boroevic mit einem Mindestmaß an Trup¬
pen festzuhalten, starke Kräfte jedoch im Räume Mezölaborcz—Lup-
ków—Sanok zu einer Offensive auf Homonna zu versammeln hatte. Der
Befehlshaber der russischen Südwestfront wollte „den Feind, der sich
nach Przemysl durchschlagen will, im Rücken bedrohen"1). Die rück¬
gängigen Bewegungen der Russen vor der Front der k. u. k. 3. Armee,
die man in Kaschau nicht zu deuten wußte, mögen diesen zunächst offen¬
bar aufgeschobenen Angriff vorbereitet haben.
Der Massenstoß der k. u. k. 2. Armee hatte aber am 10. März seinen
Höhepunkt erreicht (Beilage 8). Die vorderen Linien waren seit Beginn
der Vorrückung nur um ein kleines Stück gegen Norden vorgedrungen.
Das endgültige Scheitern des Entsatzversuches
(11. bis 20. März)
Hiezu Beilage 8 sowie Skizze 18
In Teschen und Ungvár zerrte die Sorge um die eingeschlossene
Festung, deren Lebenskraft im Erlöschen war, an den Nerven der Führer
*) Boncz-Brujewitsch, I, 72.