Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Beispiele. 
Prozente des Raumes, der von der Isohypse von 2600 m eingeschlossen 
wird, in den einzelnen Gebirgsteilen vergletschert sind, so sollte das 
einen ganz sicheren Anhaltspunkt für die relative Höhe der klima 
tischen Schneelinie gehen. Denn je näher der vergletscherte Raum 
dem Flächenraum kommt, der von der Isohypse 2600 m eingeschlossen 
wird, um desto näher musste auch die Schneelinie dieser Linie sein, 
und umgekehrt. Die ersten Resultate schienen diese Vermutung zu 
bestätigen. Doch bald kam ich auf Ergebnisse, welche mir die be 
deutenden Fehlerquellen dieser Rechnung klar machten. Da ihre Aus 
einandersetzung einige Belehrung über den Einfluss der „orographischen 
Begünstigung“ beibringt, will ich ihnen einige Zeilen widmen. 
Es ist einleuchtend, dass in einer und derselben engbegrenzten 
Gruppe die klimatische Schneegrenze überall annähernd die gleiche 
Höhe haben muss (von Nord- und Südseite abgesehen). Trotzdem 
sind z. B. im Trafoiergebiet — ich nenne so den höchsten Teil der 
Ortlergruppe vom Stilfserjoch bis zum Eisseepass — 66,5 °/o des 
Raumes über 2600m mit dauerndem Schnee bedeckt; hingegen im 
Martellergebiet nur 42,7 °/o, und in den südlichen Ortleralpen nur 47,7 °/o. 
Hier sind die unter 2600 m liegenden Schneegebiete (Eiszungen u. dgl.) 
abgerechnet. Setzt man den Gesamtflächenraum aller Eisbedeckung, 
also auch die unter 2600 m liegenden Teile mit eingerechnet, dem Iso 
hypsenareal von 2600 m entgegen, so beträgt das Verhältnis für das 
Trafoiergebiet 72,9 °/o, für das Martellergebiet 43,3 °/o und das südliche 
Gebiet 51,5 °/o. 
Die Gesamtvergletscherung der Schobergruppe mit 981,2 ha 
beträgt nur 14,8 °/o des nach Brückners Daten mit 6630 ha berechneten 
Raumes oberhalb 2600 m, während in der benachbarten Glöckner- (und 
Landeck-) Gruppe dasselbe Verhältnis 72,8 °/o beträgt. Wenn ich nun auch 
nicht bezweifle, dass in der Schobergruppe die klimatische Schneelinie 
höher liegt, als in den Hauptteilen der Glocknergruppe, so kann doch 
der Unterschied in keinem Falle auch nur annähernd so gross sein, 
als sich hier ergeben würde. Ebenso dürfte es unmöglich sein, einen 
Grund für eine. Verschiedenheit der klimatischen Schneegrenzhöhe in 
Trafoi und Marteil, oder für die rechte oder linke Suldener Thalseite 
aufzufinden. 
Suchen wir nun die Gründe solcher Verhältnisse auf, so ergibt 
sich etwa folgendes. 
Fig. 3. 
Es werden bei der Flächenberechnung des Raumes über 2600 m 
auch solche Gebirgskämme mit einbezogen, welche nichts zur Ver
	        
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