Volltext: Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878 - 1918

Eindruck gemacht hat. Die predigt war bei ihm von der Dogmatik 
befreit, die Person Christi wurde kn den Mittelpunkt gestellt und das 
»praktische Christentum" kn den Vordergrund gerückt. Ich zog ihn 
spater nach Berlin und bald an den Dom und mein Schloß. So 
hat Dryander mich, mir geistig nahestehend, mit geistliche,» Zuspruch 
jahraus, jahrein treu begleitet bis über den 9. November hinaus. 
Die kirchlichen Angelegenheiten sind häufig zwischen uns beiden be¬ 
sprochen, die Aufgaben und die Zukunft der protestantischen Kirche 
eingehend behandelt worden. Die milde, doch kraftvolle, klare und 
von echt evangelischer Stärke getragene Auffassung Dryanders machte 
ihn zu einer Säule und Zierde seiner Kirche und zu einem treuen, 
mit seinem Kaiser innig verbundenen Mitarbeiter an ihr und ihrer 
Fortentwicklung. Seit dem 9. November ist auch Exzellenz Dryander 
Verfolgungen ausgesetzt gewesen,- er ha! ruhig standgehalten. Seines 
Königs Hoffen, Glauben und Vertrauen geht mit ihm und der 
evangelischen Kirche. Die Kirche muß das niedergebrochene Volk 
innerlich wieder aufrichten mit dem Glaubenssatz: Ei»' feste Burg 
ist unser Gott! 
Nicht unerwähnt lassen möchte ich den Einfluß der auf meine 
Veranlassung übersetzten Schrift des englischen Missionars Bernard 
Lucas „Conversations with Christ" sowie die Iesuspredigten von 
Pastor Schneller (Jerusalem) und die Andachtsammlungen „Der alte 
Gott lebt noch" und „Aus tiefer Not" des Oberkonsistorialrats Conrad. 
Diese Schriften haben der Kaiserin und mir durch ihre lebendige Art, 
den Hörer und Leser zu packen und zu fesseln, manche Anregung 
und Trost gegeben. 
Daß ich die religiösen und kirchlichen Fragen mit voller Objek¬ 
tivität sine ira et Studio behandeln konnte, verdanke ich meine,» 
vortrefflichen Erzieher Professor Dr. Hinzpeter, einem westfälischen 
Calvknisten. Er hat seinen Zögling mit der Bibel aufwachsen und 
leben lassen unter Beiseitestellung aller dogmatisch-polemischen Fragen, 
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