Volltext: Zum Kampf in der Wüste am Sinai und Nil

klippen ich einige Tage herumgeklettert war, aus den blauen Fluten 
auf. Dann glänzten die Granitgipfel des Sinai wie golddurchwirkter 
Purpur, und drüben auf der afrikanischen Seite hoben sich die Tafeln 
der nördlichen und südlichen Galala 1200 m hoch empor. An 
ihrem Fuße im ältesten Kloster der Christenheit, bei den Kopten 
von St. Antonius, hatte ich mit meinem verehrten Freunde Schwein¬ 
furth einstmals das Osterfest verlebt, dann waren wir in die Gebirge 
hinauf gezogen, auf deren kühlen Höhen duftende Blumen bunte 
Teppiche bildeten, und hatten herabgeblickt auf den schimmernden 
Silberstreifen des Roten Meeres. 
Dort drüben leuchtete die marmorweiße Felswand von Abu 
Ssenime, von der ich einst mit meinem lieben Reisegefährten Alfred 
Kaiser in einem kleinen arabischen Fischerboot abgefahren und nach 
fünftägigem gefährlichem Kreuzen in Afrika am Leuchtturm von 
Safarana gelandet war. Und nun trat der gewaltige Atakah her¬ 
aus, an dessen Fuß ich zuletzt vor 5 Jahren gearbeitet hatte. Das 
alles wirkte so wohlvertraut, so heimatnahe auf mich ein, daß 
ich mich dem beglückenden Gefühl hingab, das Ende meiner sorgen¬ 
reichen Kriegsreise erreicht zu haben. 
Wir warfen zwischen 38 mit indischen Truppen vollbesetzten 
Dampfern Anker; Gurkas und Sypois, Schotten und Engländer 
schauten neugierig nach unserem Verdeck herüber. Die erwartete 
Revision meiner Papiere unterblieb; nach achtstündigem Aufenthalt 
fuhr der „Grotius" gegen 11 Uhr abends in den Sueskanal hinein, 
und ich legte mich in dem sicheren Gefühl schlafen, wieder einer 
schwierigen Lage entgangen zu sein. 
Ob meine Anwesenheit auf dem Dampfer schon von Colombo 
den englisch-ägyptischen Behörden gemeldet worden war, ob meine 
so vertraute Bekanntschaft mit den Bergen am Ufer des Roten 
Meeres einem mitreisenden Kundschafter verdächtig erschien — 
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