In der nahen Nachbarschaft — in der Val Sugana — aber war mit der
Erstürmung der Ortschaft Carzano durch die Unsrigen um 9 Uhr vormittags des
18. September der „Traum von Carzano" ausgeträumt und der schimpfliche Verrat
des slavonischen Oblt. Dr. Ludjevit Pivko endgültig gescheitert.
Während der letzten Septemberwoche erschienen, wie an anderen Stellen der
Tiroler Südostfront, auch in den 27er-Kampsgräben kleinere Gruppen des bayri¬
schen Leibregimentes, dem deutschen Alpenkorps angehörend, das im Zusammen¬
hange mit den Vorbereitungen für die Durchbruchsoffensive bei Flitsch-Karfreit zu
Ablenkungszwecken nach Südtirol gefahren wurde.
Am 6. Oktober hatte die 6. ID. den Verlust ihres hervorragenden, leutseligen
Führers, FML. v. Mecenseffy, zu beklagen, der an diesem Tage in treuer, auf¬
opferungsvoller Erfüllung seiner dem Wähle der Truppe geweihten Führerpflicht
den Soldatentod unweit des Bodens fand, den er in den bewegten Iunitagen mit
seiner Devision so ruhmvoll verteidigt hatte.
Rasch war der Sommer dahingegangen. Ein in Herstbfarben leuchtender
September und dann ein Versinken ins Nebelgrau. Schon am Abende des
11. Oktober die ersten Schneeflocken, Vorboten des Winters, und am 24. Oktober
ein von Mittag bis in die Abendstunden währender wütender Schneesturm, der dem
Soldaten wieder die Schausei in die Hand zwingt. Schnee und Regen dauern bis
30. Oktober an, der noch einen reichlichen Flockenfall bringt. Erst der letzte Oktober¬
tag schasst Wandel: Sonnenschein über der Winterlandschaft.
Aber auch im großen Geschehen hatte sich ein Wandel vollzogen. Am 24. Oktober
brüllten die Geschütze der Mittelmächte am oberen Isonzo los, schlugen die furcht¬
baren Flammen bes „Wunders von Karfreit" himmelan.
Gleichwie der Frühschnee unter den Strahlen der Novembersonne dahinschwand,
schmolz auch der Großteil der Alpensront rasch ab.
Auch für das Regiment, das seit 25. Oktober in höchster Spannung das siegreiche
Fortschreiten der Offensive verfolgte, schlug die Stunde des Auszuges aus der
erstarrten Front, in der es fünfzehn Kriegsmonate verlebt hatte.
Schon am 2. November setzten die Ablösungen bei IR. 17 durch IR. 81 ein.
Vom Regiments schied das I. Baon. am 3. November aus der vom IR. 35 über¬
nommenen Stellung und erreichte über Larici am Abende des 5. November Gher-
tele im Asfatale. Das II. Baon., am 7. vom halben II./81. Baon. abgelöst, traf nach
Nächtigung in Dosso del Fine am 8. November nachmittags beim Franzosenkreuz
1426 im mittleren Galmararatale ein.
Als letztes Bataillon nahm das III. am 9. abends nach Ablösung durch das
I./32. LstBaon. Abschied vom Mt. Forno und zog nach Dosso del Fine. Ein Gefühl
der Wehmut überkam die Fornostreiter. Von der Hochstraße aus wandte sich ihr
Blick zurück zum Heldenberg, der im ersten Schnee, vom Mondeslicht umflossen,
herllbergrüßte. Jeder nahm Abschied von ihm, wortlos. In jedem aber erstand die
Erinnerung an die eiserne Windsbraut, die den Gipfel in den Iunitagen umtobte.
Für Leistungen, die in diese, zum Teil auch in frühere Zeit fallen, wurden aus¬
gezeichnet mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. die Hauptleute Paul Eppich
und Eugen Mailand für ihre noch in das Jahr 1916 zurückreichende hervorragende
Tätigkeit, besonders für die Junischlacht; mit dem MVK. 3. Kl. Oblt. Alexander
Kores, schon im Winter 1916/17 vielseitig, auch bei FIB. 7, verwendet, machte
sich Oblt. Kores feit 10. Juli als Kommandant der 10. Komp, im schwierigsten
229