Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Die Herbstoffensive 1917 gegen 
Italien 
Vom Isonzo zum Piave 
Der gewaltigen sechsten Symphonie des Isonzoschlachtengottes folgten noch im selben 
Jahre (1916) drei kleinere, stürmisch im Tempo, von schwerster Instrumentation, aber von 
knappsten Dimensionen und geringer Wirkung. Die sechste Schlacht im August des Jahres 1916 
hatte endlich einen großen Erfolg gebracht: das heiß ersehnte Görz war von den Italienern 
nach hartem Kampfe erobert worden. Das Ziel der drei Herbstschlachten war naturgemäß der 
wettere Durchbruch nach Triest, ihr Leitgedanke die Massenwirkung auf engstem Raume. 
Gleich unökonomisch ist vielleicht seit unseren ersten Offensiven des Jahres 1914 das Menschen¬ 
material im Weltkriege nicht wieder aufs Spiel gesetzt worden; die Folge war, daß selbst 
Cadornas beste Truppen sturmscheu wurden. Nach der neunten Isonzoschlacht setzte eine halb¬ 
jährige Pause ein. Ihr folgten nun zum Abschlüsse die gigantischesten Riesenschlachten, die 
der Isonzo gesehen, gigantisch in ihrer Anlage, ihren Mitteln, ihrer Hartnäckigkeit und 
ihrer Dauer: die in jeder Hinsicht ins Maßlose gesteigerten Schlußsymphonien1. 
Zur zehnten Schlacht hatte sich der italienische Feldherr erst nach Beginn der großen 
Offensive der Engländer bei Arras und der Franzosen an der Aisne am 12. Mai aufgerafft, 
zu einer Zeit, zu der das Schicksal des englisch-französischen Frühjahrsfeldzuges bereits 
besiegelt war. Nach schwerstem Kampfe gelang es der italienischen Übermacht, den Gipfel des 
Kuk zu besetzen. Auf der südlichen Karsthochfläche trat die Hermada in ihre historische Rolle. 
Unser für den Feind ganz unerwartet am 3. Juni angesetzter Gegenangriff, der größte, der 
bisher am Isonzo geführt worden war, entriß hier dem Italiener alle Erfolge. 
Es wurde Mitte August, ehe die elfte Isonzoschlacht begann. Hermada und Mt. Gabriele 
standen im Brennpunkte wilder Kämpfe. Als der Italiener auf der Hochfläche zwischen Görz 
und Tolmein, dem Plateau von Bainsizza, angriff und von Norden her unsere Stellung auf¬ 
rollte, war die Schlachtkrise hereingebrochen. Einen Augenblick schien es, als müsse die Front 
hinter das Öepovantal zurückgenommen werden, was nahezu den Durchbruch bedeutet hätte. 
Dank der Zähigkeit der heldenmütigen Truppen vermochte aber der gebirgige Ostteil des 
Plateaus gehalten zu werden. Den südlichen Eckpfeiler dieser neuen Stellung, ihre Verbindung 
mit dem Görzer Abschnitte, bildete nun der Mt. Gabriele. In den ersten Septembertagen 
verebbte die Schlacht. Nur an einem Brennpunkte der Front fand das blutige Ringen noch 
Wochen hindurch seine schaudererregende Fortsetzung. Die Kämpfe auf dem kahlen Bergmassiv 
des Mt. Gabriele verschlangen Hekatomben von Opfern. Am 11. und 12. September führte 
das von der Tiroler Front eigens zu diesem Zwecke herangeführte oberösterreichische IR. Gro߬ 
herzog von Hessen Nr. 14, das Schwesterregiment der Belgier von anno 1864, mit drei kriegs¬ 
starken Bataillonen den Gegenangriff durch. Mehr als zwei Drittel lieh es irrt Blute liegen, 
aber der Gabriele war vom Feinde frei. Der in der Mitte der neuen Schlachtfront ragende, 
keine drei Kilometer umfassende Stützpunkt wankte fürderhin nicht mehr, wiewohl dort 
täglich im Durchschnitte ein ganzes Bataillon des Verteidigers der Vernichtung preis¬ 
gegeben war. 
Die elfte Schlacht war die kritischeste aller Isonzoschlachten gewesen. Der Aderlaß war 
auf beiden Seiten noch schwerer als in der zehnten. Durch den Besitz der Hochfläche von 
Bainsizza-Heiligengeist hatte Graf Cadorna einen zweiten Schauplatz für den Ermattungs¬ 
krieg gewonnen. 
Nach dem Geländeverlust des Verteidigers auf der Hochfläche von etwa 15 km Breite 
und bis zu 7 km Tiefe war nunmehr die kürzeste Linie erreicht. Nochmals war es mit 
äußerster Anstrengung gelungen, einen italienischen Durchbruch zu vereiteln. 
Aber schon nach der zehnten Isonzoschlacht hatte sich bis zum k. u. k. AOK. die Erkenntnis 
durchgerungen, daß die Isonzoarmee dem außerordentlich kräftezehrenden Kampfverfahren 
schließlich doch erliegen werde. Zu nahe lag das heiß ersehnte Angriffsziel des Feindes, Triest, 
um an ein elastisches Absetzen oder Ausweichen zu denken. Die Gefahr des Durchbruches der 
Isonzofront und damit des Schlagens einer entscheidenden Bresche in den Hauptwall der 
1 Oberst Dr. h. c. Georg Beith, Die Isonzoverteidigung. 
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