angeregt. Wer es versuchte, ließ bald davon ab. Das Regiment verzichtete im
vorhinein aus den angesichts des schlechten Straßenzustandes fragwürdigen Ver¬
such. Durch bekannte Gegend führt die Route. Am 5. Oktober wird 2migröd passiert 5.10.
und 10 Km östlich der Stadt, bei Kobilany, die auch beim Rückzüge benützte
Marschlinie verlassen. Die neue Route führt nur wenige Kilometer nördlich der
Septemberlinie.
In der Nacht vom 6. auf den 7. wird nach Passierung des Wistok bei Krosno 7.10.
nach überaus anstrengendem, durch große Trainstauungen stark verzögertem
Marsche BliLne erreicht. Völlige Erschöpfung von Mann und Pferd zwingen zur
Einschaltung eines Rasttages. Um 2 Uhr nachmittags stößt die 1. Komp., Hptm.
Neustister, die am 2. Oktober von Bodaki als Nachrichtendetachement Richtung
Sanok abgegangen war, zum Regimente.
Neben allen Mühsalen schwebte den vormarschierenden Truppen ein Gespenst
voraus: die Cholera. Die vielen Pferdeleichen in den Bächen und Gräben verpesteten
Wasser und Luft. Beiderseits der Straßen lagen die aufgedunsenen Kadaver zu
Hunderten und reckten ihre steifen Beine den Marschierenden warnend entgegen.
Vielleicht war in der durch den entbehrungsreichen, kräfteverzehrenden Rück- und
Bormarsch beschleunigten Entkräftung der Keim der später so verheerend aufge¬
tretenen Cholera zu suchen. Schon waren beim IR. 87 vereinzelte Cholerafälle
aufgetreten. So wurde denn in BliLne das Gesamtregiment durch den „Wassereid"
verpflichtet, kein ungekochtes Wasser zu trinken. Jedem Bataillon wurde eine
Reservefahrküche angegliedert, mit der einzigen Bestimmung, Trinkwasser zu kochen.
Der 8. Oktober führt das Regiment nach dem ihm schon vom 20. September 8.10.
her vertrauten Nozdrzec am Sanflusse. Eine kurze Raststunde bot den 27ern Einblick
in die Verwüstungen der Kosaken, die besonders im Herrenhause in vandalischer
Zerstörungssucht gehaust hatten. Zwischen 9 und 10 Uhr abends traf das im Vereine
mit dem II./47. Baon. die Vorhut der 28. ID. bildende Regiment am Sanknie in
Dynöw nach einem von Regen, Schneefall und eisigem Winde begleiteten Marsche
ein. Es war gezwungen, an diesem Tage in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis
2 Uhr nachmittags knapp nördlich Izdebki einen gesicherten Halt einzuschalten.
Kanonendonner aus der Richtung von Dynöw deutete aus Kämpfe. Das IX. Korps
stand in diesem Raume in Gefechtsfühlung mit Gegner aller Waffen. Die eigene
Division konnte auch den Marsch längs des San zum Sanknie erst wieder auf¬
nehmen, bis es dem Detachement des Obst. Pifchely — I und III/47 mit je einer
Pionier- und Sappeurkompagnie und einem Zuge 5er-Dragoner — gelungen war,
bei der zirka 2 km nördlich von Nozdrzec gelegenen übersuhrstelle das Ostuser
des vom Hochwasser geschwellten Sanflusses zu gewinnen. Nach Feststellung, daß
der Russe abgezogen sei, konnte die 28. ID. um 2 Uhr nachmittags den Marsch
nach Dynöw fortsetzen.
Zur Zeit, als die 27er in den Abendstunden in Dynöw einzogen — von der
zum Großteil jüdischen Einwohnerschaft, die zum Empfange in die Fenster ihrer
Wohnhäuser Leuchter mit brennenden Kerzen gestellt hatte, freudig begrüßt —,
begann die überschiffung der Gruppe Obst. Pischely. Der mittlerweile um einen
halben Meter gestiegene San hatte schon zweimal den Stegbau weggerissen, so daß
weitere Versuche aufgegeben werden mußten. Um 11.30 Uhr nachts konnte
Hptm. Petermann vom Regimente, der feit dem Abmärsche aus der Retablierung
das III. Baon. des Schwesterregimentes führte, melden, daß er, ohne auf den
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