Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

schaft, 7 Schwadronen, 4 Feldkanonenbatterien, 43 Festungsartilleriekompagnien, 48 Land¬ 
sturmartillerieabteilungen, 8 Sappeurkompagnien und verschiedene Spezialformationen und 
Anstalten. 
Am 26. September abends war Przemyäl von der Außenwelt vollständig abgeschlossen. 
G. d. I. Kusmanek, der rührige Festungskommandant, suchte durch rege Artillerietätigkeil 
und kleinere Ausfälle dem Gegner den Ausbau der Einschließungslinie möglichst zu erschweren. 
Gen. Brussilow, der Oberbefehlshaber der in Galizien stehenden Russen, hatte inzwischen 
beschlossen, die Festung sogleich anzugreifen. Er Hatte Nachrichten erhalten, daß angeblich ein 
Teil der Besatzung wenig zuverlässig sei; auch die fortifikatorische Stärke der Festung erschien 
ihm nicht bedeutend. Dazu kam die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen öst.-ung. Vormarsches. 
Alles dies veranlaßte ihn, rasch und rücksichtslos zu handeln, um die Sunfestung noch vor 
dem Eintreffen des Entsatzheeres zu Fall zu bringend 
Siebeneinhalb Infanteriedivisionen stellten die Russen hierzu mit 483 Geschützen bereit. 
Nachdem die Aufforderung zur Übergabe schroff abgewiesen worden war, wurde vom 5. bis 
7. Oktober der Angriff durchgeführt. Er galt der im Südosten der Festung gelegenen Siedliska- 
gruppe, gegen die nun drei russische Divisionen anstürmten. Nach heftigster Beschießung des 
Gürtels war es den Russen bereits gelungen, am Morgen des 7. Oktober in eines der per¬ 
manenten Werke trotz größter Wachsamkeit und zähester Gegenwehr der unerschrockenen 
kleinen Besatzung einzudringen. Da setzte ein kräftiger Gegenstoß mehrerer Honvedkompagnien 
ihrem vorzeitigen Jubel ein rasches Ende. Kein Russe kam mehr aus dieser Falle zurück. 
Alle übrigen, um die gleiche Zeit in breiter Front und in dichten Massen gegen den Gürtel 
gerichteten Stürme erlitten bereits im Vorfelde eine ungemein verlustreiche Abfuhr, über 
4000 Tote und etwa die dreifache Zahl an Verwundeten hatte dieser kühne Versuch den 
Angreifer gekostet. Am 8. Oktober zog sich der Feind wieder in seine Zernierungslinie 
zurück, die er westlich des San bald zu räumen gezwungen war, da die dort aufgestellten 
Deckungstruppen vor dem heraneilenden Entsatzheere weichen mußten. Dessen Spitzen hatten 
sich bereits am Abend des 9. Oktober die Tore der Festung wieder geöffnet 2 5. 
Der Entsatz von Przemyäl — Schwere Märsche 
G. d. I. v. Boroeviö führte die enggeschlossene 3. Armee — IX., XI., III. Korps, 
44. LID., 88. LSchBrig. und 4. KD. — geradenwegs auf Przemysl vor, um den 
im Raume westlich und südwestlich der Festung vermuteten Feind anzugreifen. 
Vom III. Korps stand bereits die 6. ID. bei 2migröd. Die 28. ID. hatte ihr 
am 4. Oktober zu folgen. 
4.18. In den ersten Morgenstunden verläßt das Regiment, das seit dem Vortage in 
Obstlt. Scotti des IR. 47 einen neuen Kommandanten erhalten hatte, den 
Kantonierungsbereich, mit geschwellten Hoffnungen — ging es doch wieder vorwärts! 
Graues Regengewölk hängt über Berg und Wald. Die Laune des Wettergottes 
war, wie beim Rückzüge, die denkbar schlechteste. Die neue Offensive, ohnehin 
durch den an Mühsalen und Opfern überreichen Rückmarsch nach Westgalizien 
teuer erkauft, begann unter wenig günstigen Vorzeichen. Schon die ersten drei 
Marschtage brachten außer Regen elende Marschwege. Die Truppe war von einem 
Großteil des überfüllten Trains entlastet Man hatte gelernt! 
Artillerie und Troß versanken im Morast und vermochten häufig den sich 
dahinmühenden Infanteriekolonnen nicht zu folgen. Für den Marschbeginn war 
Höherenorts der Marsch der Infanterie in 8er-Reihen, der Trains in zwei Kolonnen 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 378, 379, 380. 
^ Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 137. 
3 Der gesamte Regimentstrain zählte damals 90 Fuhrwerke, und zwar: 18 ärarische und 
4 landesübliche Munitionswagen, 17 Fahrküchen und 4 Reservefahrkllchen, 1 ärarischen und 
14 landesübliche Proviantwagen, 1 Kanzlei- und Postwagen, 1 Kassawagen, 1 Werkzeugwagen, 
5 Krankenwagen, 2 Tornisterwagen: außerdem als zweite Staffel 16 ärarische Proviant¬ 
wagen, 5 Bagagewagen, 1 Werkzeugwagen und 2 Wagen für die MGA. 
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