Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

40 
boden ausgeschüttet. Hin und wieder tanzen Leuchtkugeln über den 
Schwaden. Jagdflieger fegen darüber, heben sich, senken sich. Man 
vernimmt das Knattern ihrer Maschinengewehre nicht. 
Es geht langsam bergab. Der Steenbeek kann nicht weit sein. Die 
Trümmer von Poelkapelle sind schon passiert. 
Irgendwo soll ein Betonklotz liegen mit der Gefechtsstelle des B.T.K. 
(Bereitschafts-Truppen-Kommandeur). Es sind viele solcher Klötze da. 
Manche sind zerschmettert. In anderen liegen eng zusammengepfercht 
zwanzig, dreißig Schwerverwundete. Sie liegen ohne einen Laut von sich 
zu geben. Die mächtigen Fontänen der Einschläge tanzen ringsum. 
Eine Straße, oder der kümmerliche Rest einer Straße. Es muß die 
Verbindung zwischen Langemark und Zonnebeke sein. Ob Langemark 
in dieser Stunde noch in deutschem Besitz, weiß kein Mensch. Links 
jedenfalls soll der Engländer bis Grafenstafel und an den Rand von 
Zonnebeke eingebrochen sein, eine herrliche Schweinerei. 
Am zerwühlten Straßenrand hockt die Besatzung eines Maschinen- 
gewehrs. Sie starren in den Schwaden dort vorn im Grunde des 
Steenbeek und halten ihr Gewehr schußbereit. Es sind Scharfschützen, 
zum Schutz der Artillerie eingesetzt. Solange das englische Sperrfeuer 
noch vor ihnen liegt, müssen sie abwarten. Wenn aber das hundertfache 
Zischen erst über ihre Köpfe dahinfährt, und der Schwaden da vorn 
lebendig wird von khakibraunen Gestalten, dann gibt es Arbeit. 
Von Trichter zu Trichter springend kommen zwei Melder von vorn 
zurück. Der Kommandeur spricht sie an und fragt nach der Lage. 
„ . . " antworten sie und lachen. Ihre Gesichter sind schwarz und 
von Dreck beschmiert. Schweiß läuft in hellen Streifen über ihre Stirn. 
Ihre Augen flackern und ihre Bewegungen verraten eine heiße innere 
Spannung. Sie kommen aus dem Sperrfeuer. Sie zeigen mit der Hand 
die Richtung zum B.T.K., bezweifeln aber, ob der Betonklotz noch in 
deutscher Hand. Vielleicht. Jedenfalls ist vorwärts davon bis nach 
Pilckem und zur Struyveferme alles verloren. Der alte Gefechtsstand des 
B.T.K. ist in die Luft geflogen, 38 cm Granate. Sie müssen zum Regi- 
ment nach Poelkapelle. 
Der Kommandeur brummt etwas. Dann zieht er umständlich seine 
Zigarrentasche hervor. Jeder der beiden erhält einen Glimmstengel. 
Das will allerhand besagen. „Der Alte" nickt. Die beiden strahlen und 
machen sich davon, in langen Sprüngen über das Trichterfeld setzend. 
Die Kompagnien gehen jetzt gefechtsmäßig ausgebreitet vor. Es ist 
wahnsinnig schwer, den Zusammenhalt zu wahren. Aber schließlich weiß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.