Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

38 
herüber, Helles Singen wie von gespannten Stahldrähten. Dunlelgeballte 
Schatten stehen im Nebel und schwach leuchten rötliche Feuer. Im 
Galopp kommt die Munitionskolonne zurück. Die Fahrer schwingen die 
Peitschen über dampfenden Gäulen. Näher springen die dunklen Schatten 
im Nebel, schärfer ist das heulende Gezisch, lauter das Krachen und 
Splittern. 
Man kann sehen, wie am linken Flügel des Bataillons alle Gestalten 
im Graben verschwinden. Eine haushohe schwarze Rauchsäule springt 
empor, zwanzig Meter vor dem Graben. Ein Hagel von Eisenstücken 
fährt heulend durch die Luft, trillernd hinterher der abgesplitterte 
Zünder. 
Vier, fünf Kanoniere stürzen fassungslos herbei. Ihre Gesichter 
sind schwarz verbrannt. Sie schreien und gestikulieren mit den Händen. 
Der Ruf „Sanitäter" geht durch das Bataillon. 
Drüben in der Mörserstellung haust der hämmernde Tod. Neue 
Artilleristen bringen zwei Schwerverwundete. Sie hängen mit asch- 
grauen Gesichtern und geschlossenen Augen in den Armen der Träger. 
Man schafft sie in den Graben, die Sanitäter machen sich an die Arbeit. 
Der Bataillonsarzt kommt hinzu. Sie geben keinen Laut von sich. 
Aber es find noch mehr in der Batteriestellung, noch viel mehr. 
Vier Artilleristen machen sich auf, gehen durch den Graben, warten 
am Ende eine Weile. Dann verschwinden sie im Nebel. 
Ein Surren ist in der Luft wie von riesigen Heuschrecken. Köpfe 
fahren empor, ein Schrei läuft von Kompagnie zu Kompagnie. Schon 
spritzt ein wildes, helles Geknatter von oben herab. Zwei mächtige 
Schatten mit breiten Flügeln wehen pfeilschnell hintereinander über die 
Gräben. Die bunten Kokarden unter den Flügeln leuchten wie die Augen 
glotzender Insekten. Fortgewischt frißt sie der Nebel, das Surren fährt 
empor, verliert sich vier Sekunden lang, kehrt zurück aus einer steil 
gebäumten Kurve und abermals weht zwiefach das pfeifende Knattern 
über die Gräben. 
An die Grabenwand gepreßt liegt alles. Stumm rauscht zum dritten- 
mal das riesige Vogelpaar durch den Nebel, vierzig Meter über dem 
Graben, wendet dann zur Windmühle, streift in einer engen Spirale 
zwei-, dreimal um das Gemäuer. Hundert Köpfe lugen über den Graben- 
rand. Nun müssen sie den Regimentsstab entdeckt haben. 
Ein heilloses Geprassel schlägt auf die Erde nieder. Pferde laufen 
davon, Menschen liegen am Boden. Kettenbomben, immer ein Dutzend. 
Und jetzt Maschinengewehrfeuer. Bis auf zwanzig Meter stoßen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.