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dem Wahnsinn des Artilleriefeuers verschont, ein einziges Geschütz einer
Sturmabwehrbatterie, von dem todesmutig kämpfenden Rest seiner
Mannschaft bedient, haben ausgereicht, um angreifende Bataillone
niederzuzwingen und zu dezimieren. Der Gegenstoß einer frischen
Truppe, von neu herbeigezogener Artillerie unterstützt und die Zone
des feindlichen Artilleriefeuers energisch durchschreitend, vermag einer
offensiven Ubermacht gegenüber Wunder zu wirken, die in keinem Ver-
hältnis zum Materialaufwand des angreifenden Gegners stehen.
Hier liegt die letzte Lösung jenes kaum begreifbaren Rätsels, wie
es möglich war, bei so geringer Geländeeinbuße vier Monate lang
einem Angriff zu widerstehen, dessen materielle Unterstützung weit jen-
seits alles bisher Dagewesenen stand.
*
Die deutsche Führung war sich über die Pläne der Engländer seit
langem im klaren. Schon ein Armeebefehl der 4.Armee vom 9. Juni
drückt das Bevorstehen eines englischen Großangriffs auf die Upern-
front zwischen Boesingen und dem inzwischen verlorenen Wijtschate-
bogen unzweideutig aus. Vom 10. Juni an wurden einige neue Divi-
sionen in die bedrohte Front eingeschoben, frische Eingreifdivisionen be-
reitgestellt. Oberst v. L o h b e r g, der an der Somme und bei Arras als
Generalstabschef der 6. Armee reiche Erfahrungen für die Abwehrschlacht
gesammelt hatte, trat in gleicher Eigenschaft zur 4.Armee über.
Zwischen der Nordsee und der Lys waren Ende Juni vier Kampf-
gruppen gebildet, die der Führung der Armee (General d. Inf. S i x t
v. Armin) unterstanden. Gruppe Nord bildete das Marinekorps (Ad-
Miral v. Schröder), sie reichte von der Küste bis in Gegend Schoor-
bakke. Gruppe Diksmuide (Generalkommando XIV. A.K., Genlt.
Ehales de Beaulieu) schloß sich südlich an, hielt die Wasserfront
bis zum Blankaartfee nordöstlich Drie Grachten und reichte vom Martje-
vaert bis zur Bahn Staden—Sperrt, die westlich des Weilers Pilckem
berührt wurde. Dann folgte Gruppe Npern (Generalkommando III. bayer.
A.K., Genlt. F r h r. v. S t e i n) rechter Flügel bei Pilckem, linker Flügel
östlich von Bpern, drei Kilometer von der Stadt entfernt, zwischen der
Bahnlinie Pasfchendale—Dpern und der Straße Meenen—Bpern, hart
westlich Schloß Hoogs. Hinter ihrer Front lagen Langemark, Poelka-
pelle, Pasfchendale und Zonnebeke, vor ihr der Weiler Wieltje. Die
Gruppe Wijtfchats (Generalkommando IX. Ref.K., Genlt. D i e f f e n -