Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

Rückblick. 
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Jahres 1918 dauernder Minenkrieg, der an Furchtbarkeit alles übertraf, 
was jemals an irgendeinem anderen Punkt der Westfront in dieser Be- 
Ziehung geleistet wurde*). 
Am 28. September 1914 hatte das Inf.Rgt. 98, damals unter 
Major Baron, zuerst seinen Fuß auf die Höhe 285 gesetzt**): jetzt, am 
28. September 1915, hielt ein Bataillon desselben Regiments nach ver- 
zweifelt blutigem Ringen endlich den Nordteil der Kuppe in fester Hand. 
In dieser Gegenüberstellung spiegelt sich die ganze Schwere des Ar- 
gonnenkampfes wieder! 
Was lag alles zwischen diesen beiden Daten! Einst ging das Regt- 
ment in Schützenlinien gegen die Höhe vor und erstürmte sie in schnei- 
digem Anlauf: jetzt rang Mann gegen Mann in würgendem Kampf mit 
der Handgranate in der Faust. Auch das Gelände war nicht wiederzu- 
erkennen. Wo ehemals Buchen- und Eichenwipfel gerauscht hatten, 
starrte eine kahle, trichterdurchwühlte, von Hunderten von Gräben durch- 
schnittene, trostlose Geröllhalde. Die Höhen 285 und la Fille morte glichen 
einer Mondkraterlandschaft, einem plötzlich erstarrten, wildbeweglen 
Ozean. Wohin das Auge blickte: Trichter, Trichter und abermals 
Trichter, oft von phantastischer Größe, Stacheldraht, Sandsäcke, Trllm- 
mer aller möglichen Waffen und Gegenstände. Überall Öde, Tod 
und Zerstörung, die Luft im wahrsten Sinne des Wortes „dick" von 
Pulverqualm, Gasen und Verwesungsgeruch. Die Stellungen des III./135 
zogen sich quer durch einen riesigen französischen Soldatenfriedhof. 
Kampf unter, auf und über der Erde, die Gedanken der Menschen, die 
wie die wilden Tiere des Waldes in engen, muffigen Erdlöchern hausten, 
um Tod und Vernichtung kreisend. 
Das waren die Argonnen im Herbst 1915! 
Zwölf Monate lang war um das Ziel Tag und Nacht gekämpft, 
das einst Generalleutnant F r h r. v. L ü t t w i tz fchon am 39. September 
1914 erreichen wollte: eine geradlinige, zusammenhängende Gefechts- 
front von der Barenner-Straße nördlich von le Four de Paris über die 
*) Die höchste Kuppe der Höhe 288 wurde im Dezember 1916, als sie von 
dem J.R. 24der 6. brandenburgischen Jnf.Div. besetzt war, mit einer Ladung von 
1050 Zentnern Sprengstoff in die Luft gejagt! Mehrere feindliche Kompagnien 
wurden restlos verschüttet. Zwischen den beiderseitigen Stellungen entstand 
dadurch, ähnlich wie aus der Vauquois-Höhe, ein bis 50 in tiefer Krater, dessen 
Südrand der Franzose auch weiterhin besetzt hielt, ohne jedoch jetzt noch Einblick 
in das Gelände nördlich der Kuppe zu haben. 
**) Vgl. S. 65.
	        
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