Volltext: Schicksalswende [35] (Band 35/1930)

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Die höheren Kommandostellen am 13. Juli. 
in gleichem Maße und Umfange wie vor unserer Offensive fortsetzen werde, 
man hielt ihn aber nicht für so weit erholt, daß er eine Offensive so großen 
Umfangs jetzt schon führen konnte. 
Die Meldungen über Gefangenenaussagen, über Ansammlung von Tanks 
und Truppen im Walde von Villers-CotterLts wurden nur mit der Fort- 
führung der örtlichen Angriffe in Verbindung gebracht, ein Großangriff für 
nicht bevorstehend gehalten " 
Aus den in den Vormittagsstunden eingehenden Meldungen war 
zu entnehmen, daß sich der Feind an der ganzen Angriffsfront im 
schnellen Vordringen befand. Sehr bald bestand kein Zweifel mehr, daß 
die Mehrzahl der hier eingesetzten deutschen Stellungsdivisionen nahezu 
vernichtet war. Auch die Eingreifdivisionen befanden sich bereits überall 
im Kampf, ein Teil von ihnen hatte anscheinend sogar schon erheblich 
gelitten. Gelang es dem Angreifer, bei seinem Vordringen das gleiche 
Zeitmaß wie bisher beizubehalten, so mußte es zu einer schweren Krise 
kommen, denn auf deutscher Seite waren zunächst keinerlei weitere 
Kräfte vorhanden, die dem Feinde entgegengeworfen werden konnten. 
Am bedrohlichsten schien das Vordringen der Franzosen auf Soiffons. 
Glückte es ihnen, die Stadt zu nehmen und auf die östlich vorgelagerten 
Höhen vorzustoßen, so waren nicht nur die in den Stellungsbogen hin- 
einführenden rückwärtigen Verbindungen der S. und 7. Armee ausge- 
schaltet, sondern die dort kämpfenden Truppen standen in Gefahr, ab- 
geschnürt zu werden. Für die 7. Armee war die Lage ohnehin schon 
denkbar kritisch. An ihrer Südfront lagen starke Kräfte im schweren 
Kampf um die im Verlauf der eigenen Offensive erreichte Linie mit 
einem Feind, der alles daransetzte, die auf das Südufer der Marne vor- 
gedrungenen deutschen Divisionen über den Fluh zurückzuwerfen. Die 
geringe Tiefe des Schlachtfeldes und die außerordentlichen Nachschubs- 
schwierigkeiten beeinflußten diesen Kampf noch dazu aufs ungünstigste. 
Schließlich mußte jeden Augenblick damit gerechnet werden, daß auch an 
der Ostfront der 7. Armee, zwischen der Marne und dem Reimser 
Becken, ein einheitlicher starker Angriff des Feindes vorbrach, dem 
außer den hier eingesetzten, durch die schweren Kämpfe der letzten Tage 
bereits stark mitgenommenen deutschen Divisionen nur noch schwache 
Kräfte (28. Ref.- und 50. Inf.Div.) entgegengeworfen werden konnten. 
Es kam somit vor allem darauf an, die angegriffene Westfront des 
Stellungsbogens, insbesondere den Abschnitt westlich von Soiffons, zu 
stützen, sowie baldmöglichst die südlich der Marne kämpfenden Kräfte auf 
das Nordufer zurückzunehmen, vom Feinde abzusetzen und damit 
zugleich auch neue Reserven zu gewinnen. Die Räumung des südlichen
	        
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