Volltext: Der Josephinismus

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Josephinismus Richtungen vorhanden sind, die mit ihm auf 
das engste verwandt sind, ohne daß wir sie mit den josephi- 
nischen Strömungen gleichsetzen dürften. Ich denke da einer 
seits an bestimmte Formen der doktrinären Aufklärung, die 
aus den Ländern des Westens nach den habsburgischen Ländern 
schon in der theresianischen Zeit in zunehmendem Maße im 
portiert wurden und sich neben dem Josephinismus bis in den 
beginnenden Vormärz hinein gehalten haben, um häufig mit 
bestimmten Äußerungen josephinischen Geistes zusammen 
geworfen zu werden. Nahe liegt eine Verwechslung aber auch mit 
Äußerungen einer radikalen Richtung, einer militanten Form 
der Aufklärung, die uns vor allem im josephinischen Jahrzehnt 
entgegentritt und durch eine Reihe radikaler Theologen und 
Literaten — man denke an Männer wie Joseph Valentin Eybel 
(1741—1805) 1 , Markus Anton Wittola (1736—1797) 2 und den 
Banater Schriftsteller Johann Friedei (1755—1789) 3 — ver 
körpert ist. Besonders in der Flugschriftenflut des josephi 
nischen Jahrzehnts findet sich manche Broschüre, die durch 
besonderen weltanschaulichen 4 bzw. politischen 5 Extremismus 
1 ) Vgl. Wurzbach IV, 118 f. (dort auch weitere Literatur). 
2 ) Vgl. über ihn Anwander, a. a. O. 69, ferner die Bemerkungen bei Eduard Winter, 
Der Jansenismus in Böhmen und Mähren und seine Bedeutung für die geistige 
Entwicklung Österreich-Ungarns. SOF VII (1942), 435. Aus den Aufsätzen und 
Büchern W.s geht hervor, daß er nicht nur in theologischer, sondern auch in 
politischer Hinsicht sehr radikal dachte. Charakteristisch etwa ist [Wittola], Dar 
stellung des katholischen Unterrichts, welchen Patrizius Fast . . . neben dem 
Unterrichte, welchen der Herr Fürst-Primas von Deutschland Erzbischof zu 
Salzburg ertheilet hat. Wien o. J. 
3 ) Zum geistesgeschichtlichen Standort Friedls vgl. Valjavec, Karl Gottheb von 
Windisch (1725-1795). Das Lebensbild eines südostdeutschen Bürgers der Auf 
klärungszeit. München 1936, 49 ff. 
4 ) Vgl. etwa die geschmacklosen Auslassungen bei L. Dingen. Reise nach dem 
Fegefeuer. Ein Gesicht. [Wien] 1784. 84 S. [NB Wien 658 142 - A. HSS.-S.], 
wo der Glaube an das Fegefeuer, aber auch katholische Glaubenslehren überhaupt 
lächerlich gemacht werden. 
B ) Eine josephinische Flugschrift spricht selbst vom ,,Dämon republikanischer 
Machtschreyerey“, von dem eine ganze Reihe derartiger Broschürenschreiber 
besessen seien. Denkschrift für den Groß- und Buchhändler Georg Philipp Wu 
cherer gegen das Klaglibell Wie lange noch ? Wien, gedruckt im Bischofsgarten bfei 
Weimar 1786, 25-26 [NB. Wien 658 140 - A. HSS. - S.].
	        
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