Volltext: 850 Jahre Michaelnbach

aufgrund der geringen Entfernung nach hier 
wirksam wurde. Awaren und Magyaren überfielen 
das Land. Die Missionsstation wurde vernichtet. 
Nun nahm sich das Kloster Mondsee des 
verwaisten Gebietes an. Es kam zur Gründung des 
Stützpunktes in unserem Minithal (Mönichtal = Tal 
mit Mönchsniederlassung). 
Nach alter Überlieferung war am Teich eine Tauf- 
stelle, die St.-Michaels-Kirche nahm mit einer 
Kapelle ihren Anfang und einher ging die etappen- 
weise Besiedlung. 
Diese erkennt man an der Namensgebung. Die 
ältesten Ansiedlungen, sicher als. Sippensied- 
lungen auf römischem Kulturboden, sind die Orts- 
namen auf -ing, später auf -ham, -heim. Solche 
Orte sind kaum jünger als bis zum 9. Jahrhundert. 
Für unsere Gegend sind hier die Ortschaften 
Weiking und Spaching interessant, vielleicht auch 
Holzing. Die Nachsilbe -ing steht im Zusammen- 
hang mit einem Personennamen. So steckt in 
Weiking der Name WIKO, in Spaching der Name 
SPAHO; für Holzing findet sich keine dies- 
bezügliche Erklärung. 
Auch Taufkirchen a. d. Tr. ist eine Michaels- 
gründung, wird bereits im Jahre 782 urkundlich 
erwähnt, und ist die älteste Pfarre unseres 
Gebietes. 
Ab dem 9. Jahrhundert bis in das 11. Jahrhundert 
hinein wurde die Namensgebung vielfach vom 
christlichen Geiste beeinflußt. Es sind dies die Orts- 
namen auf -kirchen, -hofen, -hausen, -bach, -berg, 
-au, -tal, -dorf . . 
In diese Zeit fällt also die Gründung der 
Ortschaften Michaelnbach, Armau, Hilpetsberg, 
Kiesenberg, Krumbach, Minithal, Reichenau, Reit- 
bach. Pollesbach, Seiblberg, Stefansdorf. 
[n diesem Zusammenhang läßt sich aufgrund eines 
aus Heilbronn (BRD) stammenden Forschungs- 
ergebnisses berichten, daß es im deutschen Sprach- 
raum 30 ‚‚Michelbach‘“ gibt, wobei unser Micha- 
elnbach und das niederösterreichische Michelbach 
(Bezirk St. Pölten, 634 Einwohner) bereits mitge- 
zählt sind. 
Aber auch slawische Namensgebung haben wir in 
der Gemeinde. Die Ursache liegt in den nach- 
haltigen Zerstörungen während der Magyaren- 
(Ungarn)-einfälle. Da für die Wiederbesiedlung 
vielfach nicht so leicht deutsche Kolonisten zur 
Verfügung standen, ließen die hiesigen Landes- 
herren (die Grafen von Wels-Lambach, verwandt 
mit den steirischen Ottokaren) Siedler aus windi- 
schen Gebieten der Steiermark kommen. Für den 
Bereich Grieskirchen trifft dies mehrfach zu: Unter- 
stetten, Kledt, Tollet, Wödling und Zelli. 
Hier das bislang älteste Schriftstück in lateinischer 
Fassung: 
Quidam liber homo marchuardus nomine tale 
predium, quale ipse et uxor eius habuerunt iuxta 
michilpach, tradidit super altare Sancti Nicolai pro 
remedio anime sue parentumque suorum. Huius rei 
testes sunt Otachar de sunimanninen, Erchinger et 
£ratres eius Hartwic et adalbero, marchuardus et filius 
eIuS. 
Die Übersetzung in die deutsche Sprache: 
Ein freier Mann namens marchuardus stiftete ein Gut, 
das er und seine Frau in der Nähe von Michaelnbach 
besaßen, an die Kirche von St. Nikola (nächst Passau) 
für sein und seiner Eltern Seelenheil. Zeugen dieser 
Tat sind Otachar von Sumading, Erchinger und 
dessen Brüder Hartwic und Adalbero, marchuardus 
und sein Sohn. 
Dr. Schiffmann, Strnadt und andere Heimat- 
forscher haben nachgewiesen, daß obige Urkunde 
aus dem Jahre 1130 stammt, daß sie unser 
Michaelnbach betrifft, daß marchuardus ein Le- 
hensherr war und wahrscheinlich in Grub 
(Hamanngut, wobei der Wirt in Grub die dazu- 
gehörige Taverne war) seinen Stammsitz hatte. 
Ebenso ist nachgewiesen, daß ‚‚sunimanninen” 
zleich Sumading in Pötting ist und auch eine Herr- 
schaft war. 
marchuardus = Berittener; Beteiligter an einem 
Kreuzzug. 
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