Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

In den letzten Jahrzehnten gingen einige Berufe bezw.Beschäftigungen ver= 
loren.Knecht und Dirn gibt es fast nicht mehr.In der Gemeinde Ottenschlag ist 
eine einzige Landarbeiterin gemeldet,Durch neue Techniken und Materialien 
sind mehrere Berufe überflüssig geworden,wie etwa der Strohäecker,der Schin= 
delmacher,der Gabelmacher,der Rechenmacher.Steinmetze gab es früher zwei in 
Ottenschlag,den Ziegler Seppl und den Leop.Mülleder (Brunnfeld,Steinmetz= 
Häusl).Mülleder hatte sogar eine kleine Hausschmiede,sodaß er sich seine 
Werkzeuge selbst zurichten und härten konnte,Schmied und Wagner wurden zum 
Großteil vom Landmaschinentechniker verdrängt.Zimmerleute hatten noch in den 
dreißiger Jahren eine Beschäftigung teils auch im Winter als sogenannte 
Stücklhacker.Als Stückl bezeichnet man Bahnschwellen aus Föhrenholz.Die ‘ 
Stücklhacker mußten die Föhrenstämme entsprechend mit dem Beil zuhacken,Eini= 
ge Bauern hatten dabei auch eine willkommene,zusätzliche Arbeit durch das 
Zuliefern der Stückl mit Pferdefuhrwerk zur Bahn nach Freistadt.In der . 
Gemeinde Ottenschlag hatten zeitweise sieben Stücklhacker teils auch im Win= 
ter Arbeit.,Die bekanntesten waren die Brüder Kaar (Karlinger in Eckerling), 
Vielbeschäftigte Strohdecker waren der Planger Hans (Ottenschlag 31) und der 
Hansteiner (Helmetzedt 7): Das Korbflechten (Körblzäunen) war eine richtige 
Winterbeschäftigung.Der Überländ Simerl (Ottenschlag 2 ging mit dieser 
Arbeit sogar auf die Stör. . 
Manche Bauern verfertigten sich die im Haus,Hof und Stall so unentbehrlichen 
Reisigbesen selbst.Ein besonderer Spezialist im Besenbinden war der 
Pirklbauer Sepp (Ottenschlag 35),der durch diese Arbeit eine volle Winter= 
beschäftigung hatte. Michl Zeirzer (Ottenschlag 27) war im Sommer Maurer und 
im Winter Holzschuhmacher.,Er verfertigte Holzschuhe (Holzschlapfen),Holz= 
bundschuhe und Holzstiefel, 
Häusler 
Den Broterwerb einer Häuslerfamilie und den Werdegang eines Häuslerkindes 
schildert nachfolgender kurzer Bericht.Bei meinen Erkundigungen von Haus zu 
Haus traf ich nach mehr als einem halben Jahrhundert eine meiner einstigen 
Schülerinnen wieder,die Kohlberger Kathi (Hofreith Nr.12,verehelichte 
Watzinger und nun auch schon Großmutter).Sie war schon immer sehr aufmerk= 
sam und ging mit offenen Augen durch die bäuerliche Arbeitswelt,sodaß sie auch 
von Brauchtum und Aberglauben einiges erzählen kann,doch davon in einem. 
späteren Kapitel.Ich darf sie noch einfach Kathi nennen.Sie wurde 1925 geboren 
und wuchs mit einer Schwester im Kohlberger Häusl,Helmetzedt Nr.11, auf, 
Der Vater war Zimmermann und Stücklhacker,Die Kinder mußten den weiten Weg 
nach Reichenau,der besonders im Winter sehr beschwerlich war,zur Schule gehen, 
Ihre Tagesverpflegung bestand oft nur aus einem Stück Brot.Manchmal kochte 
ihnen eine alte Tante in Reichenau zu Mittag eine Wassersuppe. 
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