Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

Noch eine Russengeschichte 
Es war einige Wochen nach der Besetzung durch die Russen,da kamen 
fünf russische Soldaten in die Umgebung von Ottenschlag mit einem Pferde= 
wagen,um zu stehlen bezw. zu rauben.In Lichtenstein und in der Holmühle 
hatten sie,wie später zu erfahren war,schon ganz schöne Beute gemacht: 
etliche Striezel Butter,einen Korb voll Eier und etwa ein Dutzend Renken 
Geselchtes.Etwa zwei Stunden vor Mitternacht fuhren sie nach Ottenschlag 
und hofften sicherlich,dort noch weitere Beute machen zu können.Sie fuhren 
von der hinteren Straße zum Schmiedmayr,überkletterten die Hofmauer,die 
damals nicht so hoch war,öffneten das Hoftor von innen und fuhren mit _ 
dem Wagen in den Hof,Drei Russen bewachten die Ausgänge und zwei drangen 
vom Hof aus in das Haus ein.Die Hausbewohner waren erwacht und hatten 
sich schon in der Stube versammelt.Die zwei eingedrungenen Russen ver= 
langten lautstark Lebensmittel,wobei sie mit dem Gewehr umherfuchtelten,. 
Die Schmiedmayrleute stellten sich so,als verstünden sie nicht,was die 
Russen wollten und fingen mit ihnen ein unverständliches Gequatsch an. 
Gerade als die zwei Soldaten sich anschickten,das ganze Haus umzudrehen, 
ertönte die Sirene,die vom Altrichter händisch betätigt wurde. Der Nach= 
bar Zeirzer hatte nämlich die Russen beobachtet und die Dorfbewohner 
alarmiert.Wahrscheinlich überraschte die Russen das Sirenengeheul und 
machte sie stutzig und unsicher.Vielleicht vermuteten sie,daß es die 
„Partisanen" herbeiriefe und verzichteten vorläufig auf eine Hausdurch= 
suchung.Alle fünf setzten sich zum Tisch und verlangten „gut essen". 
Mittlerweile kamen ein Dutzend Nachbarn,die sich in der Stube versammel= 
ten, untereinander viel quatschten und auch versuchten,den Russen wohl= 
neinende Ratschläge zu geben.Die Wörter nix gut,nix verstehn und nix 
sabrale waren die am meisten gebrauchten Wörter.Jedenfalls mußten die 
Russen erkennen,daß die Ottenschlager und auch die Frauen keine Angst 
vor ihnen hatten.Das Essen schmeckte den Russen. 
Immer mehr Dorfbewohner kamen.Mittlerweile machten sich einige über 
das Diebsgut im Hof her,Butter und Speck waren bald verschwunden. Unter 
der sachkundigen Leitung des Fürkäufers Zeirzer wurden die Eier aus dem 
Korb geklaubt und in kleinen Portionen weggetragen.Der Korb war schon 
bis zur Hälfte entleert,da kam ein Russe,dem die vielen freundlichen 
Gesichter in der Stube nicht ganz ehrlich vorkamen,um nachzuschauen. Er 
merkte gleich,was los war,fluchte furchtbar und schoß auf Zeirzer,Der 
Schuß ging darüber,vielleicht sogar beabsichtigt,.Der alte Simerl (Franz 
Mayr, 60 Jahre),der neben dem Russen stand,schlug diesem das Gewehr aus 
der Hand,sodaß es avf den Misthaufen fiel.Der Russe alarmierte seine 
Kameraden in der Stube.Diesen blieb aber auch nichts anderes übrig,als 
153
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.