Volltext: Almanach der feinen Küche

Die Hausfrau 
als Gastgeberin 
Wenn von den Freuden der Tafel, den Talenten der Hausfrau 
und von allgemeiner Geselligkeit die Rede ist, kommt man immer 
wieder auf Brillat-Savarin zurück: 
„Wer seine Freunde einlädt und dem Mahl, das er ihnen vorsetzen 
läßt, nicht seine persönliche Sorgfalt widmet, verdient nicht, Freunde 
zu haben.“ Diese kleine Sentenz enthält klar und deutlich alle Pflich 
ten und Aufgaben einer vollkommenen Hausfrau: Es ist die per 
sönliche Note, auf die es ankommt, die Erfolg und Stimmung aus 
macht, die bewirkt, was man für kein Geld kaufen kann. 
Ein glänzendes Diner zu geben, mit seltenen, der Saison voraus 
eilenden Produkten, ist kein Kunststück, wenn man über unbegrenzte 
Mittel verfügt. Man läßt Gericht auf Gericht folgen, eines vorzüg 
licher, kostbarer und auserlesener als das andere. Aber werden sich 
die Gäste dabei wohl fühlen und in Stimmung kommen oder gar 
entzückt und dankbar sein? Keineswegs. Denn sie werden fühlen, 
daß die Frau des Hauses persönlich nichts dazugetan hat. Daß sie 
es sich etwas hat kosten lassen, findet man selbstverständlich, obwohl 
man gleichzeitig sagen wird, daß eine solche „Aufmachung“ ge 
schmacklos sei, was wiederum nicht hindert, daß man sie geizig 
schimpfen würde, wenn sie weniger böte. Und warum sollte man ihr 
auch dankbar sein? Sie hat ja nichts getan, was Dank verdiente. 
Ihr Koch hat verschwenderisch eingekauft, und sie hat unbekümmert 
gezahlt. Das ist alles. 
Ich habe dieses extreme Beispiel gewählt, um eine typische Art 
von Gastlichkeit zu kennzeichnen. Angenommen, die Köchin hätte 
etwas weniger verschwenderisch eingekauft, und die Hausfrau hätte 
ein wenig ärgerlich gezahlt, so bliebe doch die Atmosphäre, das 
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