Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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Erziehung zum Soldaten 
Von Franz Schauwecker 
JiTc war in meiner Lompagnie, war mit dem neuen Ersatz angekommen 
und marschierte in der Gruppe vor mir, unendlich lang, fast dürr, vorn 
übergebeugt unter der Last des Tornisters, der sonderbar knotig auf seinem 
Rücken hockte, beinah wie ein Buckel. Unorganisch sah dieser Tornister aus, 
und der ganze Mann machte den Eindruck, als habe er sich durch einen un 
verständlichen Zufall hierher verlaufen, mitten hinein in eine Fronttruppe, 
in der er nun umherirrte, eingefügt in Reih und Glied, dem er sich nicht 
entziehen konnte. Da war er nun, und da blieb er, aber er begriff es selber 
zuletzt, weshalb er hier war, und vielleicht noch weniger, weshalb er 
dablieb. Ls war so, da war nichts gegen zu machen, und so marschierte 
er mit. Er folgte einem unwiderstehlichen Gesetz der Anziehungskraft der 
Masse. Er war nur ein Teil in einem Ganzen, ohne daß er den Sinn da 
von begriffen hätte. 
In der Marschkolonne wirkte er mit seiner vornübergekrümmten Hal 
tung und den beiden unter den Tornisterriemen verkrampften Händen, dem 
ins Genick verschobenen Helm und dem von der Anstrengung halb auf 
gerissen keuchenden Mund lächerlich und einfach unmöglich. Iedem fiel er 
sofort auf, und niemand nahm ihn ernst. Zuerst staunte man über ihn 
wie über ein groteskes Wesen, das einem noch nicht begegnet war, und 
dann lachte man gutmütig über ihn. Damit war es aber nicht abgetan, 
denn er war keineswegs passiv und nachgiebig, — nein, er redete, er gab 
seine Ansichten zum Besten, er fühlte sich verpflichtet, sich ausführlich über 
alles mögliche zu verbreiten, angefangen vom Gewehr bis zu welt 
anschaulichen Dingen.
	        
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