Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 3. Heft (3. Heft / 1933)

144 
Auf einmal krachte ein Schuß und Holzsplitter vom daneben stehenden Baume flogen 
mir ins Gesicht. Paschinger hatte auch gleich den schießenden Moskali entdeckt und mir an 
gegeben. Den Stutzen im Anschlag, schaute ich durchs Fernrohr und sah auf die kurze Ent 
fernung genau, wie der unter einem Busche liegende Russe abermals das Gewehr langsam 
zum Anschlage erhob und auf mich zielte. Ich hatte ihn aber schon am Korn und dachte 
dabei, wer wird von uns beiden früher losdrücken. So drückte ich ab. 
Einige Zeit darauf sah man etwas weiter entfernt wie die Russen durch Einzel 
springen sich seitwärts verschoben. Dabei mußten sie über eine kleine Waldblöße lausen und 
jeder machte hinter demselben Baume seine Atempause. Auch das stellte ich ihnen durch wohl 
gezielte Schüsse ein. Ringsum war wieder Ruhe, vom Feinde in diesem Walddickicht nichts 
mehr zu sehen. Doch nicht lange währte diese Ruhe. 
Um zirka 9 Uhr vormittags brach rechts von uns ein Geschrei los, die 300ter Honved 
lief zurück und die Russen hinterdrein. Sogleich gab ich Befehl, nach rechts auf die nach 
drängenden Russen zu schießen, denn vor mir zeigte sich kein Feind. Während wir so pul 
verten, kam von rückwärts etwas im Laufschritt daher gestürmt, es war unsere Reserve, die 
halbe 12. Komp, mit Obltn. Hartmann und Ofsz.-Stv. Zurmann. Run so krachten wir lustig 
drauf los, bis kein Feind mehr zu sehen war. Dann stellten wir das Feuer ein und erst jetzt 
wurde mir gesagt, daß auch links vom Baon das IR. 45 schon zurückgegangen sein soll. Also 
nette Aussichten, sagte Offzstv. gurmann zu mir, denn da sind die Russen hinter uns und wir 
werden morgen auf der Breitspurigen tarockieren. (In Gefangenschaft fahren.) Rach einem 
Schluck Osfensivgeist (Rum) gaben wir Weisung an die Mannschaft, wenn uns die Russen von 
hinten angreifen, dann stürmen wir sie und trachten durchzubrechen zum Regiment. Nichts 
kam, nichts rührte sich, bis um zirka 11 Uhr vormittag das Baonskommando (Hptm. Kawinek) 
schriftlichen Befehl sandte, gruppenweise an die Bahnlinie zurückzugehen. Kaum waren die 
ersten von meinen Leuten zurückgelaufen, als vor uns wieder russisches Gewehrfeuer einsetzte. 
Richt weit war in den schußtoten Raum und so kamen wir glimpflich aus diesem Höllenwald 
heraus. 
Vom Regimente wurden noch mehrere Rückhaltsstellungen bezogen. Mein 3. Zug und 
der 4. Zug (Fähnrich Loidl) wurden aber an diesem Tage nicht mehr eingesetzt, als Beloh 
nung für das Aushalten am Struby. 
Linz, am 8. September 1933. Franz Schneider, Hptm. 
Der damalige Oberleutnant Otto Seidl, Kommandant der 11. Kompagnie, schrieb in 
seinem Tagebuch folgendes: 
30. I u n i: 
Um 12.30 Uhr vorm, hieß es: „Halt! Verkehren! Das Rgt. sammelt sich in der alten 
Stellung an der Straße!" Um 1 Uhr vorm, kam die Meldung: „Das Rgt. sammelt sich in Slo- 
boda-rungörska!" Also wieder „Kehrt" und Marsch durch Kluczöw wk. u. ml über Rungori 
zur Haltestelle Eloboda-rung. 
Dort kam der Befehl: „I. u. II./Lir. 2 Dions-Res. der Dion Exz. Habermann. III/Lir. 2 
bezieht eine Stellug von A Debowy nach Westen. Östl. davon 16./45., westl. H3R. 300!" 
Todmüde kamen wir um 3 Uhr nachmittags in die Stellung und begannen sogleich mit 
dem Ausheben der Deckungen. Um 10 Uhr nachmittags zirka bekamen wir Feuer von vorne, 
von rechts und von links, ohne daß wir erwidern konnten. Es war kein Russe zu sehen. Rach 
10s4 Uhr trat Ruhe ein und es verlief die Nacht ohne weiteren Zwischenfall. 
Lt. Panholzer zur 9. Komp, abgegangen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.